Auf dem vierten Album von Anthony and the Johnsons erinnert Anthony Hegarty mehr denn je an Tim Buckley. Doch der Vergleich wird seiner Stimme nicht ganz gerecht und seiner Musik schon gar nicht. Sein kammermusikalischer Pop auf „Swanlights“ ist wieder filigran, seine gebrechliche Stimme herzergreifend. Im Gegenzug zu seinem Gastspiel bei „Volta“ singt hier Björk auf einem Stück (Beggars Group). Matthew Dear macht Techno, zunehmend aber auch recht schwer einzuordnende Musik zwischen Krautrock und New Wave – funky und unterkühlt zugleich. Das neue Album „Black City“ mit seinem stoischen Pop-Minimalismus ist eleganter Düster-Disco (Ghostly International). Remix-Platten sind ja mitunter nur der lästige Kropf eines Albums. Auf „The Caliph‘s Tea Party“, den Remix von Gonjasufis fantastischem Album „A Sufi & A Killer“, trifft das aber überhaupt nicht zu, weil es erstens genauso gut und zweitens ähnlich überraschend klingt wie das Original. Und sich damit auch schnellen Zuschreibungen entzieht: sehr freie Elektronik, die nicht mal immer elektronisch ist (Warp). Bear in Heaven remixen Gonjasufi und tauchen auch auf der Compilation „F*>k Dance, Let‘s Art“ auf. „Sounds from a new American Underground“ ist der Untertitel der Compilation, die experimentelle elektronische Popmusik versammelt, ganz entgegen dem Titel aber häufig tanzbare. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Animal Collective, The Phenomenal Handclap Band und Crystal Castles. State of the Art (!K7).
Harmonious Thelenious ist das beeindruckende neue Projekt von Stefan Schwander alias Antonelli. Mit rauem Livesound hat er auf „Talking“ Minimaltracks produziert, die zwischen Techno, Steve Reich und afrikanischer Percussion vermitteln. Das ist zugleich höchst konzentriert und ekstatisch und dürfte im Club für entfesselte Tänze sorgen (italic).
Mit „The Roots of Chicha 2“ stellt Olivier Conan abermals peruanische Musik aus den 60er und 70er Jahren vor, die Cumbia mit Psychedelic verbindet und dadurch wie karibische Surfmusik klingt. Schnell, schwungvoll und mit tollem Gesang, der mitunter afrikanisch anmutet. Großartig (Crammed Disc). „Love and Death“ ist das erste seit 20 Jahren international veröffentlichte Album des ghanaischen Afro Beat-Pioniers Ebo Taylor. Taylor lehnt sich mit federndem Funkbeat und weichen Bläsersätzen deutlich an den Sound der 70er Jahre an, klingt aber dennoch frisch – auf die Melodien kommt es eben an (Strut).
„Noise of Cologne“ is the new „Sound of Cologne“. Könnte man denken, denn nach dem Kölnsound Minimaltechno fördert die Stadt Köln nun das elektronische Experiment. Erstaunlich, aber in einer Stadt, in der in den 50er Jahren das legendäre erste Studio für elektronische Musik gegründet wurde, auch notwendig. Frank Dommert von a-musik hat Akademisches und Popkulturelles, Lärmendes und Ruhiges, Ernstes und Komisches zusammengestellt. Trotz Warnschild Experimentalmusik ist das höchst kurzweilig (Mark e.V.). Noise of Norway: „Twenty Centuries of Stony Sleep“ feiert die 100. Veröffentlichung des norwegischen Labels rune grammophon, verantwortlich für die experimentellen Eckpunkte von Jazz, Rock und Pop – was dann neben Jazzrock oft auch Noiserock, Free Jazz oder Ambient meint. All das ist auf der Compilation mit repräsentativen Stücken von 13 Acts des Labels vertreten.
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