Die hiesige Erfolgswelle der Manga ist kein Novum, aber sie will einfach nicht enden. Wer dachte, dass das Interesse an den Comics aus Asien hierzulande eine kurzlebige Kuriosität sei, hat sich getäuscht. Comics amerikanischer und europäischer Provenienz haben es abgesehen von den bekannten Superhelden und Disney-Figuren aus den USA und den franko-belgischen Klassikern nach wie vor schwer – von deutschen Produktionen ganz zu schweigen. Daran hat auch das Branding von Langformaten für Erwachsene als Graphic Novel nur bedingt etwas geändert. Immerhin ist man so im Feuilleton gelandet. Das gelingt Mangaka mit Ausnahmen wie Jirō Taniguchi zwar nur selten, dafür ist der Erfolg beim breiten Publikum umso beeindruckender.
Was hierzulande Anfang der 90er Jahre mit „Akira“ als nerdiges Nischendasein begann, gelangte Ende der 90er Jahre mit Serien wie „Dragon Ball“ und „Sailor Moon“ weit über das Spezialistentum hinaus. Anfang der 00er-Jahre rollte dann der Manga-Boom an, der bis heute anhält. In den letzten zwei Jahren haben die Verkäufe mit unzähligen Serien in zahlreichen Genres und Untergenres sogar nochmal angezogen, mit dabei neben Neuheiten immer noch die älteren Verkaufshits oder jüngere Dauerbrenner wie „Naruto“, „One Piece“ oder „Death Note“.
Im Gegensatz zum klassischen Comicfan sind die Mangafans deutlich jünger und vor allem in großer Zahl weiblich. Durch die Verbindungen zum japanischen Animationsfilm (den Animes, die in unseren Kinos bis zur Jahrtausendwende fast nur durch das Studio Ghibli und dessen Regisseur Hayao Miyazaki repräsentiert waren), Games, Cosplay – also das aufwändige Verkleiden als Manga-Character – und nicht zuletzt asiatische Popmusik wie J- und K-Pop ist die asiatische Jugendkultur beziehungsweise ihr extremes Nerdtum – Otaku genannt – inzwischen hierzulande fest verankert.
Das alles ist Verleger Joachim Kaps bestens bekannt. Er hat schon Ende der 90er Jahre in der Manga-Abteilung des Carlsen Verlags „Dragon Ball“ etabliert, dann die deutsche Dependence des amerikanischen Verlags Tokyopop aufgebaut und schließlich vor sechs Jahren mit altraverse einen eigenen erfolgreichen Mangaverlag gegründet. Mit dem Manga Day hat er im letzten Jahr eine Plattform geschaffen, auf der sich acht Verlage (neben altraverse, Carlsen und Tokyopop auch Egmont, Panini, Crunchyroll, Manga Cult und TOPP), mehrere Buchhandelsketten und zahlreiche Einzelhändler gemeinsam präsentieren. Darunter sind neben den Mangas aus Japan und den Manhwas aus Korea auch einige deutsche Titel. Aus Köln kommt z.B. die Zeichnerin und Autorin Sozan Coskun, die mit ihrer Shojo-Serie „Kiela und das letzte Geleit“ um ein Mädchen, das seinen verstorbenen Zwillingsbruder treffen will, beim Manga Day aufschlägt. Shojo richtet sich an Mädchen, „Kiela ...“ ist mit Mystery, Dystopie und Gesellschaftskritik gewürzt. Ebenfalls aus NRW kommt Autor Aljoscha Jelinek. Zusammen mit Zeichnerin Blackii arbeitet er an einer Shounen-Serie. Shounen-Manga richten sich eher an Jungen. Ihre Serie „Children of Grimm“ startet zwar erst 2024, wird aber schon auf dem Manga Day geteasert. Neben „Kiela“ und „Grimm …“ werden 25 weitere Titel in einer Stückzahl von ca. 800.000 Gratisleseproben am Manga Day in den teilnehmenden Buch- und Comicläden sowie Bibliotheken verteilt.
Manga Day 23 | 16.9. | bundesweit in ca. 1200 Buch- und Comichandlungen sowie Bibliotheken | www.mangaday.de
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