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Neue im Literaturhaus: Insa Wilke
Foto: Frank Mädler

Literatur als subversive Kraft

01. Juni 2010

Wechsel imLiteraturhaus Köln - Literatur in NRW 06/10

Eine Epoche umspannt in Köln elf Jahre. Das ist genau die Zeit, die Thomas Böhm dazu verwendete, um dem Literaturhaus ein markantes Profil zu verleihen. Nicht selten kamen Autoren mit neugieriger Vorfreude an den Rhein, weil sie gehört hatten, dass im kleinsten der deutschsprachigen Häuser das engagierteste Programm gemacht wurde und die meisten Mitglieder für die Sache der Literatur gewonnen werden konnten. Thomas Böhm hat das Programm auf ein junges Publikum zugeschnitten und die älteren Leser dabei nicht vergessen. Außerdem verband ihn eine Spinnefeindschaft mit dem Triumvirat der lit.COLOGNE.

Thomas Böhm wird sich in Zukunft auf die Produktion von Hörbüchern konzentrieren und den Auftritt von Island, dem Gastland der Frankfurter Buchmesse, vorbereiten. Nun kommt Insa Wilke, der die jungen Leser ebenfalls am Herzen liegen und die der lit.COLOGNE mit Offenheit begegnen will. Mal abwarten, wie das aussieht, wenn sie der lit.COLOGNE den ersten großen Autor vor der Nase weggeschnappt hat, oder das Festival mit seinen Stars ihr das Wasser abgräbt. Aber sie hat schon Recht, wenn sie sagt, dass sich „eine Millionenstadt ein festes Haus leisten kann, in dem sich die Sache der Literatur im Ort und im Team manifestiert. Das Literaturhaus soll ein Lebensort werden, an dem sich Publikum und Autoren wohl fühlen und keine Routine herrscht“. Der Ort könnte freilich noch etwas Aufmerksamkeit vertragen, denn die Schönhauser Straße mit ihrem Forum für Fotografie und den erstklassigen Galerien liegt noch etwas außerhalb des Wahrnehmungsradius der kunstinteressierten Kölner.

Aber die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin, die in Göttingen und Berlin lebt, scheint aus dem richtigen Holz geschnitzt zu sein, um in Zeiten des elektronischen Overkill noch für die Sache der Literatur in die Bresche zu springen. „Mit der Literatur erwerben wir unsere Kritikfähigkeit, deshalb wirkt sie subversiver als jede politische Theorie“, meint Insa Wilke. Und es nervt sie jenes Diktat des spaßigen, leichtverständlichen Tonfalls, mit dem die Redaktionen landauf landab ihre Leser bei Laune zu halten suchen. „Man senkt immer mehr das Niveau, hält dem Leser kaum noch Kompetenz zugute“, sagt sie. „Die Veranstaltungen im Literaturhaus werden dagegenhalten. Die Menschen wollen gefordert werden, man unterschätzt sie nur zu oft“. Sie selbst zeigt sich fasziniert von der Literatur Osteuropas, die sie auf Reisen von Tiflis bis Belgrad unter die Lupe genommen hat, so dass sie sagt: „Diese Literatur ist auch deshalb interessant, weil man aus dem Blickwinkel der Peripherie viel mehr von dem versteht, was in Mitteleuropa geschieht, als wenn man im Zentrum lebt“. Außerdem will Insa Wilke den kleineren Verlagen in ihrer Programmgestaltung ebenso eine gute Chance geben, wie den Autoren, die trotz Qualität noch unentdeckt geblieben sind. „Da müssen wir eine Scoutfunktion übernehmen“, meint sie. Hier hat sich jemand viel vorgenommen, freuen wir uns darauf.

Thomas Linden

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