Schon als Kind galt er als musikalisches Wunderkind und erhielt bereits im zarten Alter von elf Jahren den Associated Board ofthe Royal Schools of Music – der walisische Jazzpianist Gwilym Simcock. Später studierte er Klavier, Waldhorn und Kompositionin Manchester und schließlich Jazz-Piano an der Royal Academy of Music. Seit er seinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht hat, geht die Karriere Simcocks steil bergauf.
2007 trat er auf dem North Sea Jazz Festival auf und – auf Empfehlung von ChickCorea – beim Klavierfestival Ruhr. Nachdem er bei seinem Debütalbum noch mit Gastmusikern zu erleben war, fand er zwei Jahre später mit seinem Trio seine feste Formation. Auch mit anderen Musikern und Jazzgrößen ist er immer wieder zu erleben, unter anderen mit Stars der Szene wie beispielsweise Dave Holland, Lee Konitz, Bob Mintzer, Bobby McFerrin, Kenny Wheeler und Pat Metheny.
Als Waldhornspieler und Komponist ist er ebenso erfolgreich und gefragt. Den richtig großen Durchbruch des Walisers hat er jedoch vor allem sich selbst zu verdanken: 2011 überzeugte Simcock nicht nur das Publikum, sondern auch die Fachpresse mit seinem Solo-Album „Good Days at Schloss Elmau“. Für das Album wurde er mit dem Mercury Prize nominiert, die Auszeichnung für das beste britische Album eines Jahres – quer durch alle Genres. „Ein seltenes Geschenk“ nannte es der Daily Telegraph. In seiner Musik versucht Simcock, eine Erzählarchitektur zu entwickeln, bei der er frei ist im Erzählen von Geschichten. So entstehen Werke, die trotz improvisatorischer Freiheit immer rund sind und eine feine Dramaturgie haben.
Seine klassische Prägung und Ausbildung geben ihm nicht nur ein reiches Handwerkszeug für seine Kompositionen, sondern führen auch zu interessanten Querverbindungen, kombiniert mit einer schlicht herausragenden Technik. Diese besondere Eigenart seines Spiels und seiner Kompositionen haben dazu geführt, dass er drei Jahre lang an der Seite Pat Methenys touren konnte. Diese Zeit war auch der Grundstein für sein zweites Solo-Album „Near and Now“, das 2019 bei ACT erschien. Viele der Skizzen zu den fünf längeren, teils als Suite angelegten Stücke, entstanden in Spielpausen auf dieser Tour. Die fünf Stücke sind jeweils so prägnant in ihren Charakteristika, dass Simcock sie fünf bewunderten Musikern widmete: Billy Childs, Brad Mehldau, Les Chisnall, Russell Ferrante und Egberto Gismondi.
Nach mehreren Verschiebungen stellt Gwilym Simcock seine aktuelle Solo-Platte, die so persönlich geworden ist, nun endlich im Beethoven-Haus Bonn in der hauseigenen Jazz-Reihe „Aspekte“ vor. Hier war er vor einigen Jahren schon einmal mit seinem Debüt-Solo-Album zu Gast und konnte das Publikum restlos begeistern.
Gwilym Simcock: Near and Now | 27.1. 20 Uhr | Beethoven-Haus Bonn | www.beethoven.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Jenseits von Genregrenzen
Pauline Réage im Kunsthaus Troisdorf
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24
Besuch von der Insel
„Paul Heller invites Gary Husband“ im Stadtgarten – Improvisierte Musik in NRW 04/24
Pure Lust an der Musik
Das Thomas Quasthoff Quartett im Konzerthaus Dortmund – Improvisierte Musik in NRW 03/24
Kleinstes Orchester der Welt
„Solace“ in der Friedenskirche Ratingen – Improvisierte Musik in NRW 02/24
Mit zwei Krachern ins neue Jahr
Jesse Davis Quartet und European All Stars in Köln – Improvisierte Musik in NRW 01/24
Sturmhaube und Ballonmütze
Gregory Porter in Düsseldorf – Improvisierte Musik in NRW 12/23
Balladen für den Herbst
Caris Hermes Quintett in Düsseldorf – Improvisierte Musik in NRW 11/23
Immer neue Konstellationen
Sisters in Jazz in Bonn – Musik 10/23
Wonnemonat für Fusionfans
Drei E-Gitarren erobern das Ruhrgebiet – Improvisierte Musik in NRW 10/23
Funk und Soul mit fetten Sounds
„Tribute To Curtis Mayfield“ in der Kölner Philharmonie – Improvisierte Musik in NRW 09/23
Das Trommel mal ganz vorne
„Schlagzeugmarathon“ in Essen – Improvisierte Musik in NRW 08/23
Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24
In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24
Kleinteilige Tonalität
Das Festival „Acht Brücken“ erforscht die Zwischentöne – Festival 04/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Geschichtsträchtige Konzerte
Wandelbare Ikonen und perfekte Coverbands – Unterhaltungsmusik 04/24
Von Polen bis zu den Kapverden
Over the Border-Festival in Bonn – Musik 03/24
Von Zähnen und Schwänen
Schwergewichtige Sounds und debiler Humor – Unterhaltungsmusik 03/24
Bratschen im Fokus
„Violas Go Wild“ in der Kölner Philharmonie – Musik 02/24
Musik mit und ohne Verkleidung
Trotz Karneval ist Platz für Konzerte in Köln – Unterhaltungsmusik 02/24
Wann durchstarten, wann aufhören?
Der Konzert-Januar läuft sich nur langsam warm – Unterhaltungsmusik 01/24
Kalte Klänge für kühle Zeiten
Kölner Subkultur und deutsche Popmusik – Unterhaltungsmusik 12/23
Spiel mit der Melancholie
Andreas Staier im MAKK – Musik 11/23