Als ihr Sohn Louis nach einem Unfall ins Koma fällt, geben die Ärzte Thelma (Alexandra Lamy) wenig Hoffnung. Die alleinerziehende Mutter formuliert daraufhin eine Wette: Im Tagebuch von Louis findet sie „Dinge, die man vor dem Ende der Welt noch tun sollte“. Diese Dinge will Thelma nun an seiner Stelle umsetzen und Louis im Anschluss davon erzählen – in der Hoffnung auf Heilung. Lisa Azuelos' Bestsellerverfilmung „Das Zimmer der Wunder“ (Cinenova, Odeon) ist ein berührender Film über die Entdeckung der Welt - im Angesicht des Todes. Bei den Französischen Filmtagen 2023 zählte er zu den großen Entdeckungen und erhielt den choices-Publikumspreis.
„Weißt Du, dass die Azteken glaubten, dass sie sich in Kolibris verwandeln, wenn sie als Helden sterben?“, fragt Luisa (Bérénice Bejo) einmal Marco (Pierfrancesco Favino), den sie als Jugendliche in den 1970er Jahren kennengelernt hatte und für den sie immer noch die Liebe seines Lebens ist. Obwohl Marco, mittlerweile Arzt und unglücklich verheiratet mit der Stewardess Marina (Kasia Smutniak), die Verbindung nie hat abreißen lassen, ist er seiner Frau nie untreu geworden. Ganz im Gegensatz zu Marina, die kein Abenteuer ausgelassen hat und wegen ihrer labilen Psyche bei Daniele Carradori (Nanni Moretti) in therapeutischer Behandlung ist. Das ist die gegenwärtige Gemengelage, die die 1960 geborene italienische Drehbuchautorin und Regisseurin Francesca Archibugi in „Der Kolibri – Chronik einer Liebe“ (Odeon, OmU in der Bonner Kinemathek) dazu benutzt, um mit intelligent-verwirrenden Zeitsprüngen und Schauplatzwechseln ein Epos zwischen menschlicher Tiefe und skurriler Komik vor dem Zuschauer auszubreiten.
197 Minuten – das ist für den viel gefeierten türkischen Autorenfilmer Nuri Bilge Ceylan („Winterschlaf“) keine außerordentlich lange Spielzeit. In „Auf trockenen Gräsern“ (Cinenova, Lichtspiele Kalk, Weisshaus, OmU im OFF Broadway, in den Lichtspielen Kalk und in der Bonner Kinemathek) geht es um Samet (Deniz Celiloğlu), der seit vier Jahren in einer einsamen Region in Ostanatolien als Lehrer tätig ist. Die Winterferien sind gerade vorüber, das neue Halbjahr beginnt. Samet gehört zu den weniger strengen und somit auch beliebteren Lehrern an der kleinen Dorfschule. Als Samet und sein Kollege Kenan bezichtigt werden, sich übergriffig gegenüber zwei Schülerinnen verhalten zu haben, zerbrechen ihre Ideale. Wie Ceylan sein Drama über Ambivalenzen in Spannung hält, ist beeindruckende Inszenierungskunst.
Außerdem neu in den Kinos: Günter Attelns mitreißender Dokumentarfilm „Joana Mallwitz - Momentum“ (Filmpalette), Meg Ryans romantische Komödie „What Happens Later“ (Cinedom, Cineplex, UCI), Ole Bornedals spätes Leichenhaus-Sequel „Nightwatch: Demons Are Forever“ (Cinedom, Cineplex, UCI), Anna Halbergs und Spenser Cohens Teenie-Gruseler „Tarot - Tödliche Prophezeiung“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und John Krasinskis Animationsspaß „IF: Imaginäre Freunde“ (Cinedom, Cineplex, UCI).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Szenen einer Ehe
Die Filmstarts der Woche
Brauerheer statt Bundeswehr
Wie ein Biertornado die Gewaltspirale aus dem Takt wirft – Glosse
Liebe gegen alle Widerstände
„Roméo et Juliette“ in Krefeld – Oper in NRW 11/25
Über Macht und Identität
Die Herner Tage Alter Musik 2025 – Klassik an der Ruhr 11/25
In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
„Besser fragen: Welche Defensivwaffen brauchen wir?“
Teil 1: Interview – Philosoph Olaf L. Müller über defensive Aufrüstung und gewaltfreien Widerstand
Wachsende Szene
Das 5. Festival Zeit für Zirkus startet in NRW – Tanz in NRW 11/25
Die Liebe und ihre Widersprüche
„Tagebuch einer Trennung“ von Lina Scheynius – Textwelten 11/25
Ein vergessener Streik
„Baha und die wilden 70er“ am Kölner Comedia Theater – Musical in NRW
Kinder verkünden Frieden
Das Projekt „Education for a Culture of Peace“ – Europa-Vorbild: Zypern
„Ein armes Schwein, aber auch ein Täter“
Regisseur Hans Dreher und Schauspielerin Laura Thomas über „Laios“ am Theater im Bauturm – Premiere 11/25
Inmitten des Schweigens
„Aga“ von Agnieszka Lessmann – Literatur 11/25
Herren des Krieges
Teil 1: Leitartikel – Warum Frieden eine Nebensache ist
Von der Aufgabe des Denkens
Audiowalk „Jeder stirbt für sich allein“ in Köln – Auftritt 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Motor mit edlem Klang
Dave Holland in der Essener Philharmonie – Improvisierte Musik in NRW 11/25
Briefe aus der Türkei
6. Festival der Solidarität in Köln – Spezial 10/25
Utopie auf dem Rückzug
Bertha von Suttners „Die Waffen nieder“ am Theater Bonn – Prolog 10/25
Gegen sich selbst antreten
„Fünf Minuten Stille“ am Kölner FWT – Theater am Rhein 10/25
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Mut zum Nein
„Nein ist ein wichtiges Wort“ von Bharti Singh – Vorlesung 10/25
Grau-Weißer Farbenrausch
Steffen Lenk in der Galerie Anke Schmidt – Galerie 10/25
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
Nicht mehr wegzudenken
Das Wuppertaler Jazzmeeting 2025 – Musik 10/25
Eine Rose am Revers
Jerry Leger im 674FM Konzertraum – Musik 10/25