„La Chimera“ (Odeon, OmU in der Filmpalette) ist ein Trugbild, dem wir unser Leben lang nachjagen. Nicht wirklich existent und trotzdem sinnstiftend. Die Etrusker, die antiken Vorfahren der Toskaner, verehrten und fürchteten das bildhübsche Tierfrauen-Monster. Alice Rohrwacher schickt in ihrem neuesten Film verarmte Grabräuber in den etruskischen Totenstätten auf die Suche nach einer wertvollen Chimera-Statue. Dabei hilft ihnen Arhtur (Josh O’Connor), ein Engländer mit Wünschelrute, der in Wirklichkeit nur den Eingang zur Unterwelt finden will, wo er seine tote Geliebte vermutet. Rohrwachers dritter Teil der Trilogie über die „Italianità“ taucht tief in die Historie ein, birgt verborgene Geschichten und Sehnsüchte. Ein magischer Film, der vom desolaten Zustand des Landes erzählt und bei allem Realismus zum Träumen verführt.
Mit seinem 50. Spielfilm „Ein Glücksfall“ (Odeon, Weisshaus) stellt der mittlerweile 88jährige Woody Allen wieder Paris in den Mittelpunkt eines Films. Diesmal mit einem ausschließlich französischen Cast und in französischer Sprache gedreht. Der „Salonlöwe“ Jean (Melvil Poupaud) verdient mit undurchsichtigen Geschäften sein Geld („Reiche Leute kommen zu mir, um noch reicher zu werden“), ist aber im Grunde ein „großer Junge“ geblieben, dessen ganzer Stolz seine Märklin-Modell-Eisenbahn aus den 1950er Jahren ist. Mit dem gleichen Besitzerstolz behandelt er seine viel jüngere Ehefrau Fanny (Lou de Laâge), die sich in die Arme ihres Freundes Alain (Niels Schneider) aus Studienzeiten flüchtet. Just in dem Moment, als sie sich Jean offenbaren will, verschwindet Alain spurlos - und es bleibt Fannys Mutter Camille (Valérie Lemercier), die leidenschaftlich für Georges Simenons Romane schwärmt, überlassen, Licht in die dunklen Seiten der Liebe zu bringen. So entwickelt sich ein kurzweiliger Krimi mit überraschenden Wendungen.
Außerdem neu in den Kinos: Ali Asgaris und Alireza Khatamis Bürokratie-Posse „Irdische Verse“ (OmU im Filmhaus und in der Bonner Kinemathek), Michael Kliers Generationenportrait „Zwischen uns der Fluss“ (Filmpalette), Marc Forsters Weltkriegs-Drama „White Bird“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, UCI), Niloufar Taghizadehs Iran-Dokumentation „Nilas Traum im Garten Eden“ und Soleen Yusefs Jugenddrama „Sieger sein“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Odeon, UCI). Dazu starten Arkasha Stevensons brillantes Grusel-Prequel „Das erste Omen“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und Sam Taylor-Johnsons enttäuschend flache Amy-Winehouse-Story „Back to Black“ (Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex, UCI).
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