Rumms! Ein geheimnisvolles, nicht zu verortendes Geräusch reißt Jessica (Tilda Swinton) aus dem Schlaf. Die Floristin lebt mit ihrem Partner in Kolumbien, das Geräusch, das außer ihr niemand wahrnimmt, wird sie in der Folge wiederholt aufsuchen und existenziell herausfordern. Um der Sache auf die Spur zu kommen, wendet sie sich an einen Tontechniker. Der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul („Uncle Boonmee erinnert sich an seien früheren Leben“) gestaltet in „Memoria“ (OmU im Cinenova, Filmhaus und OFF Broadway) erneut ein hochatmosphärisches, getragen inszeniertes, atemberaubend abgebildetes Drama. Diesmal meditiert er über das Wesen von (kollektivem) Gedächtnis und Erinnerung. Eine anregende Erzählung mit fundamentalem Überbau, ein audiovisuelles Ereignis, dessen kryptische Narration angenehm fordert.
2020 wird der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny auf der Flugreise von Sibirien nach Moskau vergiftet. Das Attentat geht schief, weil das Flugzeug den Flug ungeplant unterbricht und weil es gelingt, Nawalny in Deutschland behandeln zu lassen. In seinem Blut findet man Nowitschok, ein Nervengift aus der Sowjetzeit. Nawalny kuriert, trifft den Dokumentarfilmer Daniel Roher und den bulgarischen Investigativ-Journalisten Christo Grozev. Gemeinsam spüren sie die Hintermänner des Giftanschlags auf – und kontaktieren sie unter falschem Vorwand. Einer redet. Aus der Doku „Nawalny“ (Cinenova, auch in OmU) wird ein Thriller. Der kommt angesichts des währenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zur rechten Zeit ins Kino und unterstreicht das, was die Meldungen tagtäglich offenbaren: die grausame, durchtriebene Plumpheit der russischen Führung, die offenkundige Durchschaubarkeit, das unverhohlene Lügengerüst – und die frustrierende Erkenntnis, dass Putin mit seinen KGB-Methoden schon viel zu lang durchkommt.
Vor gut 50 Jahren treffen sich Norman Mailer, die Feministin Germaine Greer und andere Intellektuelle in der New Yorker Town Hall zur Panel-Diskussion „A Dialogue on Women's Liberation“. Regisseur RP Kahl inszeniert den historischen Austausch in „Als Susan Sontag im Publikum saß“ (Filmpalette, Odeon) als Reenactment nach. Eine formsprengende, pseudodokumentarische Performance, die den Bogen von damals bis #MeToo zieht.
Außerdem neu in den Kinos: Majid Majidis Straßenkinder-Drama „Sun Children“ (Cinenova, OmU in der Filmpalette und in der Bonner Kinemathek), David Tebouls Zeitzeugem-Doku „Sigmund Freud - Freud über Freud“ (Odeon) und Maurizius Staerkle Drux' Marcel-Marceau-Doku „Die Kunst der Stille“ (Odeon, am 4.5. um 18:30 mit dem Regisseur). Dazu starten Sam Raimis allumfassendes Marvel-Abenteuer „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (bereits ab Mittwoch im Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI, OmU im Metropolis, OV im Cinedom, Cineplex, Metropolis und Rex am Ring), Christopher Winterbauers Zukunfts-Romanze „Liftoff - Mit dir zum Mars“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und Alexs Stadermanns und Noel Clearys Animationssequel „Die Biene Maja – Das geheime Königreich“ (Cinedom, Cineplex, Metropolis, Rex am Ring, UCI).
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