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„Postmodern Talking“, eine Live-Show an der KHM
Foto: Isabelle Bach

Eine Momentaufnahme der Kunst

27. Juli 2017

Arbeiten von KHM-Studierenden beim „Rundgang 2017“ – Kunst 08/17

Freiheit, das ist ein Wert der in der Kunsthochschule für Medien über allem steht. Dies lässt sich nicht nur am Studienaufbau erkennen – weder das grundständige, noch das postgraduale Studium sind modularisiert – sondern auch an der Vielzahl unterschiedlichster Arbeiten aller erdenklicher Kunstrichtungen, die hier von Studierenden Tag für Tag kreiert werden.

Wie jedes Jahr gibt es auch 2017 wieder einen Rundgang, bei dem sich Besucher einen Überblick über die Arbeit der Studierenden verschaffen können. Der Rundgang sei die Gelegenheit, die künstlerischen Arbeitsprozesse an bestimmten Punkten einzufrieren und sie für interessierte Betrachter zu öffnen, betont KHM-Rektor Prof. Dr. Hans Ulrich Reck.

Im Animationsstudio arbeitet der Student Ziting Huang gerade an einem Video-Loop, für den er seinen eigenen inneren Sisyphos animiert hat. Der Loop wird auf eine kreisrunde Projektionsfläche geworfen, die die Mitte des Raumes einnimmt. Immer wieder blickt man darauf und wird so stets daran erinnert, dass die Arbeit des Sisyphos niemals endet.


Dortmund, aus Philipp Böll: Orte Rechter Gewalt, seit 2015, Fotoserie (Atelier 3)
Foto: © Philipp Böll

Sophia Bauers Arbeit „Horseman“ verknüpft analoge und digitale Medien gekonnt miteinander. Die Studentin, die im Dezember ein Förderstipendium für Junge Studierende verliehen bekam, hat ihren persönlichen Gang und individuellen Blick auf die Stadt Nairobi in Kenia gefilmt. Die Soundebene der Videoinstallation hat sie aufgenommen und auf einer Schallplatte gespeichert, die begleitend zum Video von einem Plattenspieler abgespielt wird. Auf die Frage nach ihrer Motivation für die Arbeit erläutert Bauer: „Ich wollte ausprobieren, ob man Soundscapes als Musik empfinden kann.“

Im Atelier 0 kann man Guillermo Federico Heinze's Diplomprojekt bewundern. Er hat ein besonderes Interesse an den unterschiedlichen Farben des Lichts und stellt Hologramme her, um diese in ihren verschiedenen Ausprägungen darzustellen. Aus welchem Blickwinkel man die Arbeiten betrachtet, ist jedem selbst überlassen, doch eins ist klar: Niemand wird das gleiche Bild sehen, denn jeder Einzelne hat eine andere Wahrnehmung des Lichts und demnach auch eine andere Wahrnehmung der Kunstwerke von Heinze.

Auch an fotografischen Werken gibt es einiges zu bewundern, wobei nicht immer die Fotografie selbst im Vordergrund des Werks steht. So ist das zum Beispiel bei Philipp Bölls „Orte rechter Gewalt“. Der Student setzt sich intensiv mit der Kontinuität des rechten Terrors in Deutschland auseinander. Dazu recherchiert er Tatorte und hält diese fotografisch fest. Das besondere an „Orte rechter Gewalt“ ist, dass Text und Bild zu einer Einheit werden – am unteren Rand jedes Fotos ist eine Schilderung der Tat zu lesen. Die Arbeit sei noch nicht abgeschlossen, betont der Fotograf, 80 von 180 Tatorten habe er noch nicht recherchiert und fotografiert. Sein großer Traum sei es jedoch, einmal alle 180 Fotos der Tatorte in einer Ausstellung zeigen zu können.


Yoonji Kim am Webstuhl, Foto: Isabelle Bach

Man könnte jede Arbeit stundenlang betrachten, doch aus dem Augenwinkel lockt schon das nächste Highlight: Ein klingender Webstuhl (Yoonji Kim: „Webstuhl – Das Verweben der Klänge“) oder eine Karte der Träume (Christian Kuhn: „Fantasma Ambulante“) ziehen den Betrachter in ihren Bann. Auch eine Liveshow ist zu erleben. Mit „Postmodern Talking“ zeigt das Performance-Kollektiv rund um Franz-Xaver Franz jeden Tag zwei Episoden ihrer Show. Zudem gibt es ein Film- bzw. Aulaprogramm mit 40 Beiträgen, in dem all jene Arbeiten gezeigt werden, die sich im Kinoraum am besten aufgehoben fühlen. Das Programm wird am Donnerstagabend mit dem Film „Ayny“ von Ahmad Saleh eröffnet, der in Los Angeles mit dem Studentenoscar ausgezeichnet wurde.  Bis Sonntag präsentieren die Professoren jeden Nachmittag und Abend viele Kurz- und einige Langfilme jeder Art, darunter auch eine 3D-Animation und Dokus wie Julius Dommers „Rebar“.

160 Werke von Studierenden aller Semester haben es dieses Jahr in die Ausstellung geschafft. Bei dieser großen Zahl ist es nicht verwunderlich, dass der Platz in der Hochschule selbst nicht ausreicht und somit auch in umliegenden Galerien ausgestellt wird. Der „Rundgang“ kann also als kleiner Spaziergang rund um das Gelände der KHM verstanden werden, bei dem es unglaublich viel zu entdecken gibt.

KHM Rundgang 2017 | 27.-30.7. | Kunsthochschule für Medien Köln, Peter-Welter-Platz 2 | Eintritt frei | www.khm.de/rundgang_2017

Isabelle Bach

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