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Sein Tiny House in Rodenkirchen ist für den ehemaligen Obdachlosen Gheorge zum Lebensmittelpunkt geworden
Repro: Thomas Dahl

Ohne Filter

08. Januar 2024

„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24

Köln ist tolerant, weltoffen, geschichtsträchtig und an jedem Wochenende eine große Party. Köln ist aber von Vorurteilen gegenüber anderen geprägt, schwer belehrbar und von sich selbst berauscht. Realitäten prallen hier – wie in anderen Metropolen – vehement aufeinander. Subjektive Sichten auf Köln offenbart die aktuelle Ausstellung am Sitz des Oase e.V. auf der Alfred-Schütte-Allee. Im Offenen Treff der Beratungsstelle für Menschen, die von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen sind, halten vier Amateurfotograf:innen auf mehr als 30 Bildern ihre Wahrnehmung der Stadt fest.

Ausgestattet mit Einmalkameras, die von der Dr. Peter Deubner-Stiftung finanziert und durch Streetworker:innen des Vereins an die Interessent:innen verteilt wurden, hielten Gheorge, Doro, Reiner und der vor einigen Monaten verstorbene Lothar ihre Umgebung im Sommer 2023 ohne Filter fest. Auch hier offenbart sich zumindest das doppelte Gesicht der Stadt: Malerische Sonnenaufgänge über schlafenden Dächern und leerstehende Holz-Verschläge, die zumindest ein wenig Schutz vor Kälte oder Hitze bieten sollen, liegen in den Darstellungen nah beieinander. Ein bislang nicht nutzbarer (weil stromloser) Kühlschrank wird dabei zum ganzen Stolz eines Tiny House-Bewohners, denn das Objekt vermittelt einen Anflug von Wohlstand und erscheint zumindest als verschließbares Regal nutzbar. Aber auch Unverständnis spiegelt sich in den Bildnissen: So ist etwa ein Kiosk zu sehen, dessen Besitzer das mühsam gesammelte Leergut des Fotografen nicht annehmen wollte. Blanke Hausfassaden reflektieren dagegen die schützenden Wände von Wohnungen, ohne die rund 6000 obdachlose Menschen alleine in der Domstadt täglich auskommen müssen. Kuratorin Anemone Träger hebt zu Recht die Authentizität der Aufnahmen hervor. Nichts sei gestellt. Der Augenblick steht bei „Draussensicht“ im Fokus und berichtet in kurzen, unverblümten Sätzen vom Leben am Rande der Gesellschaft. Eine sehenswerte und nachdenklich stimmende Dokumentation.

Draussensicht | bis 29.1. | Offener Treff, Oase Benedikt Labre e.V. | 0221 989 35 30

Thomas Dahl

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