Nun ist es amtlich: Die großen Filmverleiher informieren derzeit alle Kinounternehmen, dass mit der nun nahezu vollständig abgeschlossenen Digitalisierung der deutschen Leinwände eine Belieferung mit herkömmlichen Filmkopien nicht mehr rentabel ist. Meistens wird ein bestimmter Filmtitel genannt, der noch analoge Kopien in geringer Stückzahl bereithält, bevor dann vollständig das digitale Zeitalter beginnt. Das wird im Frühjahr 2014 der Fall sein.
Zur Jahresmitte zählte die Filmförderungsanstalt noch rund 4.600 Leinwände in Deutschland. Im Jahr 2007 waren es noch 4.832, mithin haben also rund 230 Leinwände den Betrieb eingestellt. De facto waren es natürlich mehr, aber es wurden auch neue Leinwände eröffnet, so dass sich der Saldo auf 5% beschränkt.
Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der Gemeinden, in denen sich Filmtheater befinden, um 10%, von 1.024 auf 904 reduziert. Die weißen Flecken auf der Landkarte sind demnach überproportional gewachsen.
Weil die Filmförderungsanstalt auch jedes Open Air Kino, jedes Truppenkino, jedes Autokino und auch alle Kommunalen Kinos mitzählt, ist die Anzahl der echten stationären und privatwirtschaftlichen Filmtheater natürlich um einige 100 geringer.
Eine offizielle Bestandsliste der digitalisierten Leinwände in Deutschland gibt es nicht. Um einen, wenn auch nur punktuellen Überblick darüber zu erhalten, wer nach der amerikanischen Norm DCI insbesondere US-amerikanische Produktionen auswerten darf, befragt man am besten solche Dienstleister, die im Auftrag der Studios die Schlüssel zur Dechiffrierung der an die Kinos geschickten Filmdateien erstellt. Das als Kamerahersteller bekannt gewordene Unternehmen Arri in München meldete kürzlich, dass mittlerweile knapp 4.000 Leinwände in Deutschland die DCI erfüllen. Noch bis zum Ende dieses Jahres gibt es Förderprogramme und Unterstützung der Filmverleiher bei der Umstellung, so dass zum Jahresende von einer nahezu vollständigen Konversion gesprochen werden kann.
Mit dieser Umstellung treten dann eine ganze Reihe von gewünschten und vielleicht auch unerwünschten Folgewirkungen ein:
1. Die Reduzierung der Anzahl der Leinwände und der Kinostandorte wird auch noch in den kommenden 24 Monaten fortschreiten. Branchenvertreter gehen davon aus, dass weitere 400 Leinwände den Betrieb mittelfristig einstellen.
2. Die ehemals 55.000 Filmkopien, die von den Verleihern jährlich hergestellt wurden, fallen weg und bringen ein Einsparpotenzial von rund 50 Millionen Euro pro Jahr.
3. Die Kosten für Energie, Lampen und Wartung der hochgezüchteten Computer und Beamer haben sich auf Seiten des Kinos verdoppelt.
4. Das Berufsbild des Filmvorführers hat sich derart gewandelt, dass sich sowohl hinsichtlich des Bedarfs als auch hinsichtlich der Qualifikation zahlreiche Vorführer umorientieren müssen.
5. Das Profil der Kinos wird künftig auch weiterhin vom Spielfilm dominiert, aber Oper, Konzert, Sport, Spiele sowie Veranstaltungen aller Art werden aus der Nische heraustreten.
Obgleich der Film als Trägermedium dann der Vergangenheit angehört, wird der Begriff auch in Zukunft immer noch all das mitschwingen lassen, was die Leute im Kino lieben: Sehnsucht, Flucht, Unterhaltung oder, um es Francois Truffaut zu sagen: Film heißt schöne Frauen schöne Dinge machen lassen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
The Change
Start: 6.11.2025
The Secret Agent
Start: 6.11.2025
Yunan
Start: 13.11.2025
Im Schatten des Orangenbaums
Start: 20.11.2025
Eddington
Start: 20.11.2025
Anemone
Start: 27.11.2025
Sentimental Value
Start: 4.12.2025
Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026