Das Bruttoinlandsprodukt galt lange Zeit als der wichtigste Wohlstandsindikator: Wirtschaftswachstum bedeute bessere Infrastruktur, Ernährung, Gesundheit und Arbeitsverhältnisse, so die These. Doch kommt der durch Großkonzerne generierte Profit tatsächlich bei der breiten Mehrheit der Gesellschaft an oder leidet diese nur unter der zusätzlichen Inflation im wirtschaftlichen Aufschwung? Und was ist eigentlich mit der für die junge Generation immer wichtiger werdenden Work-Life Balance? Darüber hinaus können auch Ausbeutung und der Klimawandel vom BIP nicht abgebildet werden, obwohl gerade die reichen Industrienationen massive Schadstoffemissionen und Outsourcing zu verantworten haben. Zwar existiert bereits seit 1990 der Human Development Index der UNDP, der auch Aspekte wie Bildung, Gerechtigkeit und Sicherheit berücksichtigt, doch in den Köpfen vieler Menschen (und Regierungen) bildet immer noch das Wirtschaftswachstum den Maßstab für das Wohlbefinden des Staates und der Welt.
Wie kann die Menschheit also ihre aktuellen Krisen bewältigen, wenn die scheinbar simple Frage, wie sich Wohlstand definieren lässt, schon zu Schwierigkeiten führt und oftmals mit Gier und Dominanzstreben einhergeht? Der Philosoph und Kognitionswissenschaftler Thomas Metzinger schlägt aus diesem Grund in seinem Buch „Bewusstseinskultur“ eine neue Mentalität vor, welche sich aus östlicher Meditation und westlicher Wissenschaft zusammensetzt. Der von ihm geprägte Begriff deutet auf eine Kultur hin, die den „gefühlsmäßigen Preis“, den Fortschritte und Entwicklungen in der Neuro- und Kognitionswissenschaft mit sich bringen, so gering wie möglich halten soll. Dabei geht es nicht etwa um blinden Optimismus, sondern vor allem um Perspektivwechsel und Empathie sowie die Ethik von Bewusstseinszuständen in den Bereichen der Drogenpolitik oder der Pädagogik. Gerade fernöstliche Spiritualität diene oftmals dazu, über das eigene Selbst hinauszublicken, so die These. Gleichermaßen soll aber auch die „Intellektuelle Redlichkeit“ gefördert und bequeme Illusionen verabschiedet werden – eine klare Absage an die Rolle, welche die Religion in einigen Industrienationen wie den USA einnimmt. Am 31. März erklärt Metzinger im Gespräch mit Gert Scobel in der Kölner Stadtbibliothek, inwiefern gute Bewusstseinszustände dabei helfen könnten, die planetare Krise zu überwinden.
Bewusstseinskultur: Spiritualität, intellektuelle Redlichkeit und die planetare Krise| 31.3. 19 Uhr | Stadtbibliothek Köln | www.stadt-koeln.de
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