Gerade die Alte und klassische Musikszene sehen sich immer wieder mit der Frage konfrontiert, welche Relevanz und Daseinsberechtigung sie denn hat. Wo geht es also hin mit der besonderen Musiknische und wie kann und muss die Szene auf gesellschaftliche und soziale Entwicklungen reagieren? Seit einigen Jahren sind das Themen, mit denen sich das Zentrum für Alte Musik (zamus) in Köln sowohl in seiner täglichen Arbeit, speziell aber auch im jährlichen Festival auseinandersetzt. So lautet in diesem Jahr das Thema des zamus:early music festival „Evolution“ und beschäftigt sich mit den Entwicklungen in Komposition, Instrumentenbau, Präsentation und Rezeption der Alten Musik. Im Rahmen der 19 Konzerte finden alleine fünf Uraufführungen statt – eine ungewöhnliche Tatsache für ein Festival der Alten Musik, die zeigt, dass es Festivalleiter Ira Givol erneut gelungen ist, mit den geladenen Musikerinnen und Musikern eigens für das zamus:early music festival entwickelte Konzepte zu erarbeiten.
Zwei Uraufführungen bilden Anfang und Ende des Festivals: Bei der Eröffnung ist das Ensemble The Present zu erleben, das im vergangenen Jahr eines von drei zamus:advanced-Ensembles war. In ihrem „Selbsterfahrungsseminar“ „Händel im Affekt“ verknüpfen sie zeitgenössische Musik mit eigens arrangierten Arien von Georg Friedrich Händel. „Fish‘n‘Chips – quo vadis?“ heißt die abschließende Produktion des zamus:kollektiv, die die Geschichte einer Amöbe mit künstlicher Intelligenz als Begleitung erzählt. Sie stellt zugleich eine Zusammenfassung zahlreicher Ansätze und Überlegungen des gesamten Festivals dar. Ein inzwischen traditionelles Highlight dürfte auch in diesem Jahr der zamus:early music marathon werden, der in diesem Jahr im Stadtteil Ehrenfeld angesiedelt ist. Hier kann das Publikum den ganzen Tag über in sechs Kurzkonzerten Alte Musik kennenlernen und genießen.
Eine Evolution lässt sich auch bei den eingeladenen Ensembles entdecken, denn mit u.a. dem Capriccio Stravagante Renaissance Orchestra, Servir Antico, Musica Fiata, Lucidarium, der Kölner Akademie und Flautando Köln sind auch Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher Generationen zu erleben und zeigen so ihre ganz eigene Sichtweise auf die Alte Musik.
zamus:early music festival | 20.-28.5. | diverse Orte in Köln | www.zamus.de
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