Da strömt doch glatt Weltstadt-Atmosphäre durch Köln: Im Rahmen des Theaterfestivals „Globalize“ findet vom 2. bis 4.12. im alten UFA/Filmpalast am Hohenzollernring mit dem Weekend Fest ein internationales und höchst ambitioniertes Musikprogramm statt. Mit dabei sind neben vielen spannenden Geheimtipps James Pants, der Funkateer und B-Boy aus dem Stones Throw-Stall, der gerade von Colorado nach Köln gezogen ist und sich natürlich nicht zweimal bitten lässt, seine neue Heimatstadt mit gut abgehangenen Beats zu beglücken. Die Homerecording-Legende R. Stevie Moore war zwar gerade erst in Köln, kommt aber auch gerne noch mal. Der Live-Enthusiast John Maus mit haluziniertem 80er Sound ist immer ein kathartisches Erlebnis, und das tolle Post Punk-Urgestein Family Fodder klettert für das Festival das erste Mal seit 20 Jahren wieder auf die Bühne. Nicht groß bewerben muss man wohl die Auftritte von Jochen Distelmeyer und Sonic Youths Thurston Moore. Insgesamt 16 Acts teilen sich an den drei Tagen die Bühnen in drei Kinosälen (Programm unter weekendfest.de).
Dillon, ehemalige Kölnerin mit brasilianischen Wurzeln, jetzt Neuköllnerin, kommt zu Besuch in ihre alte Heimatstadt, um ihr Debütalbum „This Silence Kills“ vorzustellen. Die 22Jährige klingt mit ihrem fragilen Gesang, Klavier und Elektronik inzwischen ruhiger als vor vier Jahren in Köln bei ihrem allerersten Konzert. Da trat sie noch aggressiver auf (7.12., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Bitch Magnet war eine interessante Post Hardcore-Band, die Ende der 1980er Jahre drei Alben veröffentlichte – dann war trotz Erfolgs Schluss. Anlässlich der Wiederveröffentlichung ihrer Alben tourt die Band wieder und gewinnt vielleicht auch neue Fans dazu (7.12., 20 Uhr, MTC). Orchestra of Speres sind eine neuseeländische Band, die sich dem Afro-Funk verschrieben hat. Allerdings sind sie nicht an vermeintlich authentischer Wiedergabe interessiert, sondern kreuzen Kalimba mit Sun Ra-Georgel und Indie-Pop. Das klingt ungefähr so wild, wie die vier auf der Bühne mit ihren Fantasiekostümen aussehen (13.12., 21.30 Uhr, Sonic Ballroom).
Vier Jahre lang wurde das Netzwerk Neue Musik vom Bund gefördert, um die scheinbar schwer vermittelbare Neue Musik zu unterstützen. Zum Ende der Förderung gibt es vom 16. bis 18.12. an verschiedenen Orten einen „Netzwerkausklang“ mit Stücken von John Cage, Edgar Varèse, Karlheinz Stockhausen, Iannis Xenakis oder Mauricio Kagel. Der Eintritt ist frei, das Projekt soll auch nach der Förderung weitergehen (Programm unter netzwerkneuemusik.de). Die Tuareg-Musiker Tinariwen spielten letztens in der Philharmonie, die jüngeren Tamikrest aus Mali gastieren mit ihrem Wüstenrock nun im Club Bahnhof Ehrenfeld. Wem die Stühle in der Philharmonie unangemessen schienen, der kann den Afro Blues von Tamikrest bei voller Bewegungsfreiheit genießen (8.12., 20.30 Uhr). c/o pop schwenkt den „spot on denmark“. Drei sehr unterschiedliche Acts aus dem nordischen Nachbarland kommen hintereinander auf die Bühne: Treefighting for Sunlight machen sonnige Popsongs, und Vinnie Who klettert mit Geigen und seiner hohen Stimme in den Pophimmel. Der singende Elektroniker Rangleklods ist zwar noch nicht so bekannt wie Trentemøller, das könnte sich aber bald ändern (14.12., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Seit über 20 Jahren machen Monster Magnet ihren psychedelisch angehauchten Stoner Rock. „It's a satanic drug thing you wouldn't understand“ war zu Beginn ihr Motto. Ihr Monster-Sound ist aber auch ohne Drogen gut verständlich (12.12., 20 Uhr, Live Music Hall).
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