Die Volksbühne am Rudolfplatz, bis 2015 noch bekannt als das altehrwürdige Volkstheater Millowitsch, ist eine durch und durch kölsche Institution. Regelmäßig lassen sich hier etwa Bläck Fööss und die Domstürmer bei ihren ausverkauften Konzerten feiern. Fest steht: Es gäbe keinen passenderen Ort, um über das Schicksal Kölner Nachwuchsmusiker zu entscheiden, die sich künftig mit ähnlicher Größe in der lokalen Szene behaupten wollen. Genau nach diesen hatte dort am vergangenen Sonntag bereits zum dritten Mal der von der GAG Immobilien AG veranstaltete Musikwettbewerb „Euer Song für Köln“ gesucht – und wurde fündig! Unter den sieben Mitbewerbern (Schmitzebud, Jean Christoph, Irgendwo neben Ibiza, LAX, Buntmob, Fabian Kronbach, Giselle Büdchen), die in einem abendfüllenden Programm mehr als würdige musikalische Beiträge über das kölsche Lebensfühl beisteuerten, setzte sich im Finale der Gitarrist und Sänger Mr. Tottler durch. Vom Glück und den Jubelrufen des Publikums überwältigt, gestand dieser ein, überhaupt nicht mehr mit dem Sieg gerechnet zu haben.
Doch trotz des überraschenden und – bei starker Konkurrenz – überaus verdienten Sieges mit seinem Lied „Nie jenoch“ ist Tottler, bürgerlich Marcus Treinen, in der Szene längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Mit bereits über 25 Jahren Erfahrung als freischaffender Musiker verfügt Treinen über ein breites Repertoire an kölschen Evergreens, aber auch Klassikern aus Rock und Pop. Nach seinem Sieg bei dem Gesangswettbewerb „Talents op Kölsch“ 2015 tourte er im vergangenen Jahr mit seinen „Mitsingkonzerten“ durch zahllose Kölner Kneipen und Wohnzimmer. Doch nicht bloß lokal, auch überregional, bis in das tiefste Bayern verschlug es den Künstler, um mit seiner markanten, tiefen Stimme kölsches Liedgut zu verbreiten.
„Nie jenoch“, das er am Sonntagabend gleich mehrfach vortragen durfte – bereits bei der Premiere stimmte das Publikum im Refrain mit ein – soll „das Gefühl vermitteln, an einem klaren Morgen den Frechener Berg runterzufahren und in die Stadt einzutauchen, die aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht“, so der Sänger. Dort beginne für ihn das wahre Kölner Lebensgefühl. Dass er dieses, die Lück un die Sproch, mit all ihren Höhen und Tiefen, gemäß dem kölschen Wahlspruch „Et kütt wie’t kütt“, kennen und lieben gelernt hat, beweist der authentische und einfühlsame Text des Liedes. So unterstützt er als Musikproduzent in seinem Tonstudio TOTTLERecordings auch andere Künstler auf ihrem oft schweren Weg bis hin zu einem ersten musikalischen Erfolg. Dass dies angesichts der Siegprämie von 3000 Euro nun noch besser gelingen dürfte, lässt auf viele neue Songs und Talente für die kölsche Musikkultur hoffen.
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