Geotechnik beschäftigt sich mit dem Baugrund. Stabil sollte er sein, denkt man. Lucretia Dalt, gelernte Ingenieurin für Geotechnik, hat dieses Basiswissen glücklicherweise nicht mit in ihre neue Profession als Musikerin und Klangkünstlerin hinübergerettet. Soll heißen: Sie ist auf ihrer Forschungsreise durch das Klanguniversum vor allem an fragilen, wackligen, unsoliden Konstruktionen interessiert. Genau das gibt ihrer Musik eine große Tiefe und Zärtlichkeit. Qualitäten, die dann ja doch wieder stabilitätsstiftend sein können (2.6., 21 Uhr, Kölner Philharmonie).
Musikalisch hat Kim Gordon das Ende von Sonic Youth gut überstanden. Die Ikone der Coolness hat sich vom Sound ihrer alten Band freigeschwommen. Und das gleich in mehrere Richtungen: mal mit rougher Punk Rock-Attitüde oder mit edgy Elektronik, wie auf ihrem Album „No Home Record“ von 2019, mal avantgardistisch wie im letzten Jahr auf „At Issue“ zusammen mit dem Gitarristen Loren Connors. Live wird sie nun aber endlich ihr Album „No Home Record“ vorstellen können (6.6., 20 Uhr, Gloria).
Jacques Palminger ist auch so ein cooler Typ, dem das Alter gut steht. Zehn Jahre nach „Lied für alle“ kommt von seinen Kings of Dubrock nun der wunderbar feministische Dubpop-Hit „Alle Männer“. Das Album „Dubbies on Top“ bringt sein Trio endlich wieder auf die Bühne (18.6., 20.30 Uhr, Gebäude 9).
Die Einstürzenden Neubauten waren in Köln zuletzt in der Philharmonie zu Gast. Auch das Konzert zu ihrem neuen Album „Alles in Allem“ musste wie so viele in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt bereits zweimal verschoben werden. Im Juni sollte es nun klappen: Man darf sich auf das vielleicht lyrischste Werk der einstigen Krachmacher freuen, die zwar noch Spaß an der Soundsuche, aber kaum noch an einem inzwischen eher historischen Genre wie Industrial haben – auch wenn das Konzert in einem Industriedenkmal stattfindet (17.6., 20 Uhr, E-Werk).
Nick Cave, der über viele Jahre Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauen Teil seiner Band The Bad Seeds nennen konnte, hat mit seinem 17. Album „Ghosteen“ – den Tod seines Sohnes Arthur im Jahr 2015 verarbeitend – wie die Neubauten das sicher ruhigste Werk seiner Karriere veröffentlicht. Ob ein riesiges Stadion der Ort für solche Musik ist, sei dahingestellt. Es wird nicht leichter dadurch, dass gerade auch sein unehelicher Sohn Jethro mit 31 Jahren gestorben ist ... (27.6., 20 Uhr, Lanxess Arena).
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