Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23

12.634 Beiträge zu
3.853 Filmen im Forum

„Zeiten ändern sich“ von Chandri Narayan & Sadhna Prasad
Foto: Jaja Verlag

Befreiungskampf und Erinnerung

04. Juli 2022

Zwischen indigenen Feminismen und Literaturklassikern – Comickultur 07/22

Movements and Moments ist eine beeindruckende Zusammenschau. Indigene Feminismenlautet der Untertitel des über 300 Seiten umfassenden Bandes, der mit den zehn abgedruckten Geschichten nicht mal das ganze Projekt umfasst – weitere sechs Geschichten findet man auf der Webseite des Goethe Instituts, das auch Initiator des Projektes war, als es einen Aufruf zum Thema „Feminismus und Populärkultur“ startete und der nach einigen Austausch-Projekten zwischen Berlin und Jakarta in der Idee mündete, feministische „Herstoies“ auch jenseits des südostasiatischen Raums zu dokumentieren. Und so sind Comics aus Asien, aber auch aus Lateinamerika entstanden, die über Befreiungs- und Emanzipationskämpfe berichten, von Diskriminierung als Indigene oder Frauen oder beide, von Kämpfen für die Umwelt und gegen Gewalt. Erzählerisch, ästhetisch und technisch sind die Kurzgeschichten so unterschiedlich und vielseitig wie die Schicksale derjenigen Frauen, von denen die Künstler:innen erzählen. Die Umsetzung dieser dokumentarischen Comics, die von dem Team rund um Sonja Eismann (Missy Magazine), Ingo Schöningh (Goethe Institut) und Maya hier versammelt wurden, zeigt einmal mehr, wie groß nicht nur das inhaltliche, sondern auch das formale Spektrum von Comics sein kann (Jaja Verlag).

Vor dreißig Jahre hat sich Stéphane Heuet Großes vorgenommen: Eine Comic-Adaption von Marcel Prousts WerkAuf der Suche nach der verlorenen Zeitwollte der Zeichner umsetzen. Damals war er 35 Jahre alt und war schon sieben Jahre als Matrose zur See gefahren, bevor er anfing, als Grafiker zu arbeiten. Jetzt erscheint der achte Band „Im Schatten junger Mädchenblüte – Im Umkreis von Madame Swann“ auch auf Deutsch: Abermals lässt Heuet die Gedanken- und Gefühlswelt des jungen Protagonisten in langen Textkästen und Sprechblasen und in der feinen Ligne Claire eines Hergé nahestehenden Zeichnungen auferstehen. Aber vor allem die Erinnerungen des Protagonisten, die mal gezielt, mal unwillkürlich in ihm aufsteigen (die berühmte Madeleine ist das Paradebeispiel für diese fast reflexhaft aufsteigenden Erinnerungsstürme) und eine vergangene Welt auferstehen lassen. Man munkelt, dies sei der letzte Band in der Reihe. Allerdings lässt sich das anhand der Vorlage kaum rekonstruieren, da die Kapitel und auch die Chronologie der Veröffentlichung absolut nicht deckungsgleich mit der Vorlage von Proust sind. Nichtsdestotrotz ein beeindruckendes Opus Magnum (Knesebeck).

Christian Meyer-Pröpstl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

Predator: Badlands

Lesen Sie dazu auch:

Abgründe einer Vorzeigefamilie
Das Kölner Buch für die Stadt 2025

Triptychon der Krisen
Christoph Peters in der Buchhandlung Bittner

Inmitten des Schweigens
„Aga“ von Agnieszka Lessmann – Literatur 11/25

Die Liebe und ihre Widersprüche
„Tagebuch einer Trennung“ von Lina Scheynius – Textwelten 11/25

Mut zum Nein
„Nein ist ein wichtiges Wort“ von Bharti Singh – Vorlesung 10/25

Kindheitserinnerungen
„Geheimnis“ von Monika Helfer und Linus Baumschlager – Vorlesung 10/25

Die Front zwischen Frauenschenkeln
„Der Sohn und das Schneeflöckchen“ von Vernesa Berbo – Literatur 10/25

Keine Angst vor Gewittern
„Donnerfee und Blitzfee“ von Han Kang – Vorlesung 09/25

Roman eines Nachgeborenen
„Buch der Gesichter“ von Marko Dinić – Literatur 09/25

Süß und bitter ist das Erwachsenwerden
„Fliegender Wechsel“ von Barbara Trapido – Textwelten 09/25

Geteilte Sorgen
„Lupo, was bedrückt dich?“ von Catherine Rayner – Vorlesung 08/25

Augen auf Entdeckungsreise
„Jetzt geht’s los!“ von Philip Waechter – Vorlesung 08/25

Literatur.