Das Indie.Cologne.Fest geht im September zum zehnten Mal über die Bühne und zeigt: Nicht nur bei der Elektronik, sondern auch im Indierock ist einiges los in Köln! Fast 20 heimische Bands spielen an zwei Tagen, darunter die altehrwürdigen Klee oder Neuser sowie jüngere Bands wie die repetitiv-psychedelischen Kratzen, die im April ihr zweites Album oder Die Zärtlichkeit, die gerade ihr Debütalbum mit klassischem Brit Pop zwischen Jangle Pop und The Smiths veröffentlicht haben (2. + 3.9., Odonien). In ihren letzten Videos ist die kanadische Singer/Songwriterin Feist immer sehr multiple aufgetreten. Dort sieht man 3,4,5 … 100 Feists ihre Songs vortragen. Live wird sie wohl nur einmalig auf der Bühne stehen – allerdings mit Band (4.9., 20 Uhr, E-Werk). Die Tuareg-Band Tamikrest aus Mali macht Wüsten-Blues wie ihre Vorbilder Tinariwen. Ihr Bandname bedeutet ‚Zukunft‘. Die sieht aktuell in Mali allerdings nicht so rosig aus (11.9., 20 Uhr, Stadtgarten).
Techno-Pionier Jeff Mills aus Detroit kommt nicht zum ersten Mal in die Philharmonie Köln. 2018 war er hier mit der nigerianischen Afro Beat-Schlagzeug-Legende Tony Allen, der 2020 mit 80 Jahren verstorben ist. Sicher kein Ersatz, aber eine Variation ermöglicht der indische Drummer Prabhu Edouard mit seinen Tablas, der von Jean-Philippe Dary an den Keyboards in diesem Trio ergänzt wird. Mills selber bedient wie gewohnt die Elektronik (16.9., 20 Uhr, Philharmonie Köln).
Mit Musik der Zukunft hat sich der renommierte Musikjournalist Simon Reynolds in den letzten 35 Jahren beschäftigt und zahlreiche Artikel zu elektronischen Zukunftssounds von Krautrockern über Synthiepopper zu Dub-Steppern geschrieben, die nun in „Futuromania – Elektronische Träume von der Zukunft“ als Gegenstück zu seinem Buch „Retromania“ über Retrobewegung in der Musik in Buchform zusammengefasst werden. Auch dabei: Industrial, EBM, Hip Hop, Electro, Techno (Jeff Mills ist natürlich auch dabei), (Acid-)House, Hardcore, Jungle, Drum’n‘Bass und 2Step, außerdem glitzernder R’n’B, Footwork, Grime und Trap etc. pp. Die Artikel geben Reynolds‘ unglaublich präzise Beobachtungen und seine schlauen Querverweise wieder. Besonders spannend: alles aus zeitgenössischer Sicht, ohne sicheren Abstand, und dennoch ziemlich treffsicher (Ventil Verlag).
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