Um Zahlen und Formeln dreht sich das ganze Leben von Marguerite (Ella Rumpf), einer jungen Doktorandin an der renommierten École Nationale Superieure in Paris, die gemeinsam mit ihrem Professor an der Goldbachschen Vermutung arbeitet. Der Professor (Jean-Pierre Darroussan) sieht eine glänzende Zukunft in der Forschung für Marguerite. Doch völlig unerwartet schmeißt diese ihre Promotion hin, nachdem sie von Lucas (Julien Frison), einem neuen Doktoranden, vor versammelten Kollegen vorgeführt wird. Mit Mathe will Marguerite nichts mehr zu tun haben. Doch die durch und durch logisch denkende Mathematikerin in ihr macht es ihr schwer, in der oftmals unlogischen Welt außerhalb der heiligen Hallen der Wissenschaft klarzukommen. Marguerites Öffnung für das Neue, das Unbekannte, wird mit viel Empathie geschildert. Rührend die Szene, in der Marguerite Noa gesteht, dass sie noch nie einen Orgasmus hatte und lakonisch feststellt, dass sie wohl für Männer nicht attraktiv genug ist. Ella Rumpf wurde für diese Rolle mit dem Prix Lumière und dem César als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Die Mathematik hätte auch eine Auszeichnung verdient. Zahlen, Formeln und Gleichungen, faszinierend wie Kalligrafie, begleiten fast jede Einstellung des Films. Novion bringt in „Die Gleichung ihres Lebens“ (Cinenova, Odeon, Weisshaus) eine verzehrende Leidenschaft auf die Leinwand und eine Heldin, die trotz Entmutigung ihre erste Liebe nicht aufgibt und am Ende eine zweite dazugewinnt.
Mit Rollkoffer, Docks, elegant-legerer Kleidung und blondem Pagenschnitt kommt eine junge Frau (Dakota Johnson) spätabends aus dem Gebäude des Flughafens JFK in New York und wird dem nächsten Taxi in der Schlange zugeteilt. Los geht die Fahrt in Richtung Midtown, Fahrer (Sean Penn) und Fahrgast schweigen. Doch der Mann fixiert die schöne Frau im Rückspiegel und scheint nur auf den Moment zu warten, ein Gespräch zu beginnen. Es ist seine letzte Fahrt – ein guter Aufhänger, nach einem schweren Tag mit magerem Trinkgeld ein wenig über die Welt zu schimpfen. Die Frau unterbricht ob einiger küchenphilosophischer Bonmots ihr Texting und Sexting mit ihrer Affäre und blickt interessiert auf. Zwischen urbaner Peripherie – die New Yorker Skyline stets im Fokus – entfaltet sich ein Dialog zwischen dem ungleichen Paar: Der Taxifahrer kokettiert mit seiner Menschenkenntnis, landet tatsächlich oft Treffer, hätte aber nie auf Programmiererin als Beruf getippt. Die junge Frau, beeindruckt, geschmeichelt, aber auch etwas irritiert und abgeschreckt von dessen Meinungen, Einschätzungen und Ratschlägen, lässt sich auf ein zunehmend privates Gespräch ein, bis sich die beiden Dinge erzählen, die sie noch nie mit jemandem geteilt haben. „Daddio - Eine Nacht in New York“ (Cinedom, UCI, OV im Cinedom) ist ein klassisches Kammerspiel: zwei Menschen an einem abgeschlossenen Ort, auch wenn dieser sehr mobil durch das nächtliche New York gleitet. Mit ihrer Besetzung von Sean Penn als alter weiser/weißer Mann und Dakota Johnson als handfeste, aber auch verletzliche junge Frau hat die Regiedebütantin Christy Hall einen Coup gelandet.
Außerdem neu in den Kinos: Faouzi Bensaïdis tragikomisches Roadmovie „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ (Filmpalette), Michael Sarnoskis Horror-Prequel „A Quiet Place: Tag Eins“ (Autokino Porz, Cinedom, Cineplex, UCI, OmU im UCI, OV im Cinedom, Cineplex und UCI) und Jesper Møllers, Piet De Ryckers und Jens Møllers Geisteranimation „Elli - Ungeheuer geheim“ (Cinedom, Cineplex, UCI).
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