Das allein ist kaum auszuhalten: Wenn jemand seine Verbrechen in allen Details erzählt. Die inneren Traumata triggernd: Wenn vor einem der Mensch sitzt, dessen Opfer man selbst wurde. Jeanne Herry befasst sich in „All eure Gesichter" (Cinenova) mit der Therapieanordnung der restorativen Justiz, bei der Opfer und Täter sich den brutalen Geschehnissen stellen, die sie für immer emotional aneinander ketten. Im intimen Gesprächskreis treffen sie aufeinander, angeleitet von Top-Mediator Jean-Pierre Daroussin. In einem herangezoomten Einzelfall will Chloé (Adèle Exarchopoulos) ihrem Bruder wieder begegnen, der sie als Kind missbraucht hat. Jeanne Herry, deren Namen man sich merken sollte, schafft die Dialektik der beiden Seiten und die Dekonstruktion des Eindeutigen. Ein intensiver Film.
In Tobi Baumanns neuem Film „791 km“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Residenz, UCI) werden fünf völlig unterschiedliche Menschen gezwungen, gemeinsam rund 800 Kilometer im Taxi zurückzulegen. Auf engstem Raum liegen schnell die Nerven blank und es kommt zu allerlei Auseinandersetzungen. Gernot Grikschs („Grüner wird‘s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“) Drehbuch steckt voller intelligenter Dialoge und niveauvoller Gags und behandelt darüber hinaus etliche drängende gesellschaftliche Probleme unserer Zeit auf leichtfüßige Weise. Das lässt die Zeit wie im Flug vergehen und das Publikum schnell vergessen, dass man hier eigentlich einem Kammerspiel auf der großen Leinwand zusieht. Die Spielfreude des renommierten Darstellerensembles trägt zusätzlich zum Gelingen bei.
Außerdem neu in den Kinos: Henrik Martin Dahlsbakkens Biopic „Munch“ (Filmpalette), William Oldroyds Thriller „Eileen“ (OmU im OFF Broadway und in den Lichtspielen Kalk), Kurt Wimmers Stephen-King-Neuverfilmung „Kinder des Zorns“ (Cinedom, Cineplex, UCI), John Woos Action-Abrechnung „Silent Night - Stumme Rache“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und Felix Binders Jungendabenteuer „Wow! Nachricht aus dem All“ (Cinedom, Cineplex, UCI).
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