La Ola-Wellen kennt jeder, aber wie sie funktionieren, weiß kaum jemand so genau. Es sei denn, er oder sie haben eine Vorstellung der Physikanten besucht. Die Comedy-Truppe aus Dortmund war auch schon bei der Sendung mit der Maus und in Japan aktiv und lässt es in ihren Shows zischen und brodeln. Manchmal züngeln die Flammen meterhoch, dichter Nebel behindert schon mal kurzzeitig den Blick auf die Bühne. Die Effekte würden jedem Zirkus zur Ehre gereichen, doch die Physikanten wollen nicht nur unterhalten. Edutainment ist ihr Metier: auf unterhaltsame Weise dem Publikum altes und neues Wissen nahe bringen. Etwa, wie das Prinzip der schiefen Ebene funktioniert, aber auch, was es mit fraktalen Mustern oder eben Wellentheorien auf sich hat. Ab April wird die Truppe regelmäßig im Odysseum zu sehen sein. Dass Comedians und das Science Adventure, wie das Kölner Haus seit neuestem auch firmiert, zueinander kommen, ist kein Zufall, denn die Kombination von Bildung, Wissenschaft und Show liegt im Trend. Im deutschen Fernsehprogramm dürfte es um die 200 Wissenschaftsendungen geben, die allerlei Phänomene darstellen und zu erklären suchen. In vielen Museen hat man sich längst von der drögen Vitrinen-Dramaturgie verabschiedet und setzt auf Erlebnispädagogik. Und mit dem Science Center hat sich ein eigener Typ Erlebniswelt etabliert, der ganz auf die Popularisierung komplexer und vor allem naturwissenschaftlicher Inhalte setzt.
Lernen mit Spaßfaktor
Wie bei vielen guten Ideen ist die Grundüberlegung dahinter einfach. Erwachsene sind gern gesehene Besucher, aber Kinder sind die Hauptzielgruppe. Bei ihnen soll möglichst früh das Verständnis für Wissenschaft im weitesten Sinne geweckt werden. Man will ihre Neugierde fördern, der Umgang mit einfachen wie komplizierten Fragen soll für sie selbstverständlich werden. Denn, so das Kalkül, wer schon in frühen Jahren forscht, wird später der Welt des Wissens offener gegenüberstehen und vielleicht Ingenieur werden oder Physik studieren. Zudem haben die traditionellen Lernorte Schule, Berufsschule und Hochschule bisher selten wirkliche Begeisterung für diese Lernstoffe vermittelt. An ihre Grenzen stoßen sie, weil aktuelles Wissen schnell veraltet und vor allem den Schulen in der Regel die Mittel und das Knowhow fehlen, um „die Potenziale der Lernenden, insbesondere ihre kognitiven Fähigkeiten in den Lernprozess ausreichend einzubinden“, so ein Fachmann. Neue Konzepte seien gefragt, die „flexiblen Wissenstransfer“ und „alternative Lernorte“ verbinden und ein „erlebnisorientiertes, nachhaltiges Lernen“ ermöglichen. Wie ein Science Center eben, das an der Schnittstelle von Bildung, Wissenschaft, Erlebnis und Freizeit angesiedelt ist und das auch schon mal einen „verrückten Professor“ einstellt. Dessen offizieller Titel im Odysseum ist „Entertainer Supervisor“. Er soll für die professionelle Vermittlung dessen sorgen, „was Kinder in der globalisierten Welt wissen sollten, um die Zukunft gestalten zu können“, so Dr. Armin Frey, der wissenschaftliche Leiter der Einrichtung.
Geld bewegt die Welt
Das Odysseum verdankt seine Existenz dem 175jährigen Jubiläum der damaligen Stadtsparkasse Köln, die inzwischen zur Sparkasse Köln-Bonn geworden ist. Zum Jubiläum wurde eine mit 15,3 Millionen Euro dotierte Stiftung eingerichtet, die heute Träger des Wissenschaftsmuseums ist. Eine versteckte Würdigung der Stifterin wird sich auch in der Ausstellung finden. Eine begehbare Weltkugel wird über ökonomische, ökologische und soziale Bezüge des Blauen Planeten informieren. Titel: „Geld bewegt die Welt“. Während die wissenschaftliche Leitung des Hauses weiter in Händen der Stiftung liegen wird, sorgen sich die SMG Science Center Services um alles, was mit der alltäglichen Organisation des Hauses zu tun hat. Egal ob es um Ticketing, Werbung, die Gastronomie oder Wartung der Exponate, Thomas Puy-Brill, der SMG-Geschäftsführer ist hier der Ansprechpartner. Andreas Henseler, der als Geschäftsführer die Geschicke der SK Stiftung wesentlich bestimmt hat, nutzt die erfolgreiche Eröffnung zum Abschied. Er wird im Laufe des Jahres aus dem Team ausscheiden und ist sich sicher, dass das Science Adventure ein Erfolg wird. Spannend und cool wird es schon zugehen, ist sich Frey sicher. Man habe viele Gedanken darauf verwendet, komplexe inhaltliche Themen „herunterzubrechen“ und biete durchgängig „Spaß, inhaltliche Tiefe und Erlebnis“. Und: Das Odysseum ist Teil des regionalen Wissenschaftsnetzwerk, das bereits Angebote für Kinder und Jugendliche präsentiert. Die seit mehreren Jahren erfolgreich laufende „Kinderuni“ sorgt für altersgerecht aufbereitete Vorlesungen und Workshops. Wenn es bei all diesen Angeboten einmal zu toll kommen sollte, sei auf einen Vortrag in diesem Jahr hingewiesen. Der Erziehungswissenschaftler Dr. Matthias Burchardt wird unter dem Titel „Zuviel Gelehrsamkeit kann selbst den Gesündesten kaputtmachen“ über Pippi Langstrumpf sprechen.
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