Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21 22

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

„Die Straße“ der Hoffnungslosigkeit?
Foto: Manu Larcenet, Reprodukt

Ein Quäntchen Zuversicht

02. September 2024

Düstere, bedrohliche Welten mit kleinem Hoffnungsschimmer – ComicKultur 09/24

Manu Larcenets Comics lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Da sind melancholisch-humorische Serien wie „Der alltägliche Kampf“ oder „Die Rückkehr aufs Land“, die sich um Wahrheit bemühen, dann seine Fantasy-Arbeiten für „Donjon-Parade“ und schließlich seine düsteren, existentialistischen Arbeiten wie die Serie „Blast“, die Literaturadaption „Brodecks Bericht“ und nun „Die Straße“, ebenfalls eine Romanadaption. Larcenet findet mit seinen sehr genauen, düsteren Zeichnungen die passenden Bilder für die Dystopie, die einen Mann und seinen kleinen Sohn bei ihrem Weg durch die postapokalyptischen USA zeigen. Das Grauen kennt keine Grenzen, aber die Dialoge zwischen Vater und Sohn tarieren fein die letzten moralischen Fragen aus. Dies, die großartigen Zeichnungen und ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende machen das düstere Meisterwerk erträglich (Reprodukt).  

Auch Nicolas de Crécy ist ein toller Zeichner – seine Farbzeichnungen sind ein Augenschmaus. In „Transit Visa“ erinnert er sich auf über 400 Seiten an eine Reise, die er 1986 mit seinem Cousin von Paris durch den Balkan in die Türkei unternahm. Für die Leser:innen eine Zeitmaschine in die 80er Jahre und den Ostblock, ist für de Crécy auch das Erinnern an die Reise und die damit verbundenen Unklarheiten und Assoziation an weitere Erlebnisse ein Thema, das immer wieder zu absurden Momenten führt. Und so greift der Comic langsam auf de Crécys Leben aus und wird fast zu einer Art Autobiografie (Reprodukt).   

Mikaël Ross‘ Bibliografie ist sowohl thematisch als auch zeichnerisch sehr vielseitig. Zuletzt erschien von ihm die großartig Klang visualisierende Beethoven-Biografie „Goldjunge“. Mit „Der verkehrte Himmel“ wagt er nun ästhetisch eine Annäherung an Manga: Zwei Teenager mit asiatischem Migrationshintergrund treffen in einer Berliner Plattenbausiedlung auf ein vietnamesisches Mädchen, das in die Fänge eines Mädchenhändlers geraten ist. Konsequent aus der Perspektive der Jugendlichen erzählt entfaltet „Der verkehrte Himmel“ nicht nur einen Sog wie in einem Thriller, sondern funktioniert auch auf einer emotionalen Ebene. Ross ist inzwischen einer der spannendsten deutschsprachigen Comic-Künstler (avant verlag).

Christian Meyer-Pröpstl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Wicked

Lesen Sie dazu auch:

Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24

Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24

Krawall und Remmidemmi
Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24

Kunst leben, Kunst töten
(Auto-)Biografische Comics bleiben ein großer Trend – ComicKultur 08/24

Repetitive Einsamkeit
Comics aus der (inneren) Isolation – ComicKultur 07/24

Allzu menschlicher Sternenkrieg
Annäherungen an Philosoph:innen und Filmemacher:innen – ComicKultur 06/24

Von Kant bis in die Unterwelt
Zarte und harte Comicgeschichten – ComicKultur 05/24

Female (Comic-)Future
Comics mit widerspenstigen Frauenfiguren – ComicKultur 04/24

Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24

Held:innen ohne Superkraft
Comics gegen Diktatur und Ungerechtigkeit – ComicKultur 01/24

Ernste Töne
Neue Comics von Sfar, Yelin und Paillard – ComicKultur 12/23

Ausstellung in Buchformat
Wenn jedes einzelne Panel im Comic einem Kunstwerk gleicht – ComicKultur 11/23

Literatur.

HINWEIS