Vom 26. bis zum 30. Juni findet an verschiedenen Orten in Köln zum ersten Mal das internationale Philosophie-Festival phil.COLOGNE statt. Bei über 40 Veranstaltungen setzen sich Philosophen, Politiker, Mediziner, Theologen, Künstler und Wissenschaftler aus Nachbardisziplinen der Philosophie mit grundsätzlichen Fragen unserer Zeit auseinander. Das Programm ist ganz im Sinne der thematischen und formalen Breite der Philosophie gestaltet: Es gibt ebenso klassische Vorträge wie Diskussionen, Lesungen und Workshops. Ein „Philospohie-Slam“ schlägt die Brücke von den Wurzeln unseres Denkens in die Gegenwart. Sogar ein philosophischer Stadtspaziergang, bei dem anhand von lokalen Beispielen über das Gehen an sich reflektiert wird, ist geplant.
Das anvisierte Publikum ist ebenfalls heterogen. Philosophische Fachmänner sollen genauso auf ihre Kosten kommen wie interessierte Laien. Auch wenn man Weisheit oft mit dem Alter assoziiert, kennt die „Liebe zur Weisheit“, wie das altgriechische Wort „philosophía“ bekanntlich wörtlich übersetzt heißt, quasi keine Alterslimits. Schließlich bezieht sich Weisheit auf das Leben im Allgemeinen mit all seinen Entwicklungsstufen. Veranstaltungen speziell für Kinder und Jugendliche demonstrieren diese Zugänglichkeit der Philosophie auch für junge Menschen.
Zum Auftakt der phil.COLOGNE spricht am Mittwochabend Deutschlands momentan bekanntester Werber für die Philosophie, Richard David Precht, zur Frage „Wozu Philosophie?“. Ein weiterer Vortrag des Autors und Fernsehmoderators (Thema: „Revolution der Bildung“) bildet am Sonntagabend auch den Abschluss des Festivals. Zwischen der Precht’schen Klammer findet in diversen Theatern, Clubs, Rundfunkhäusern und Veranstaltungsräumen das übrige Programm statt, das viele Unterbereiche der Philosophie abdeckt.
Einen politisch-philosophischen Blick auf die Arbeitswelt werfen zum Beispiel am Donnerstag Sahra Wagenknecht und der Sozialphilosoph Oskar Negt. In eine ganz andere Richtung, nämlich die ästhetische, geht da Wolfgang Buschlingers Einführung in das musikalische Denken Friedrich Nietzsches. Wissenschaftlicher zu geht es etwa bei einer von Gert Scobel moderierten Diskussion über die Möglichkeit, ein künstliches Gehirn zu konstruieren. Und persönliche Einschätzungen zur Stellung des Menschen im Kosmos liefern der Astronaut Reinhold Ewald, der Wissenschaftstheoretiker Klaus Mainzer und der Autor Frank Schätzing.
Ein besonderes Highlight der phil.COLOGNE dürfte der moralphilosophische Dialog des Philosophen Rüdiger Safranski mit dem Gefängnisarzt und „Tatort“-Schauspieler Joe Bausch über die Natur des Bösen sein. Safranski hat eine vielbeachtete philosophische Untersuchung zu diesem Thema geschrieben, Bausch verfügt über lange Praxiserfahrung im Umgang damit.
Dass man sich philosophischen Themen nicht nur über Bücher und verbale Vermittlung nähern kann, sondern auch über Bilder, streichen der Kabarettist Jürgen Becker und der Philosoph Wolfgang Welsch in einem augenzwinkernden Vortrag heraus. Philosophie in bewegten Bildern wird in einer eigenen Reihe geboten: Unter dem Label „phil.Film“ wird während des Festivals in der Filmpalette täglich ein Science-Fiction-Film gezeigt, der sich mit dem neuen Menschen befasst. Eine Einführung zur Reihe gibt der Philosophieprofessor Josef Früchtl.
Phil.COLOGNE | 26.-30.6.2013 | diverse Orte | www.philcologne.de
Das Programm (Auswahl):
Mi 26.6.
20 Uhr: Richard David Precht: Wozu Philosophie? (Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR)
Do 27.6.
18 Uhr: Sahra Wagenknecht und Oskar Negt über die Zukunft der Arbeit (Klaus-von-Bismarck-Saal des WDR)
21 Uhr: God is a Dj. Eine Nietzsche Einführung mit Wolfgang Buschlinger (Stadtgarten)
Fr 28.6.
18 Uhr: Kann man ein künstliches Gehirn bauen? Das „Human Brain Projekt“ – mit Thomas Christaller, Michael Pauen und Simon Eickhof (Stadtgarten)
20 Uhr: Unendliche Weiten: der Weltraum. Von Aliens, Astronauten und Aufzügen ins All – mit Reinhold Ewald, Klaus Mainzer und Frank Schätzing (Brunosaal)
20.30 Uhr: Schlag den Platon! Vorrunde des Philosophie-Slams der phil.COLOGNE (Stadtgarten)
21 Uhr: Woher kommt das Böse?, fragen Rüdiger Safranski und Joe Bausch (Balloni-Hallen)
Sa. 29.6.
18 Uhr: Würd ich mir nicht hinhängen! Jürgen Becker und Wolfgang Welsch erklären moderne Kunst (Balloni-Hallen)
20.30 Uhr: Schlag den Platon! Das Finale des Philosophie-Slams der phil.COLOGNE (Stadtgarten)
So. 30.6.
21 Uhr: Richard David Precht und die Revolution der Bildung
Der phil.Film (Filmpalette):
Do. 27.6. um 21 Uhr: Einführung in die Filmreihe mit Josef Früchtl: Auf der Suche nach dem neuen Menschen. Philosophie und Science Fiction
Do. 27.6. um 22 Uhr: MOON
Fr. 28.6. um 22 Uhr: A.I. Artificial Intelligence
Sa. 29.6. um 22 Uhr: Robot & Frank
So. 30.6. um 11.30 Uhr: WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf
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