Enki Bilal galt in den 70er- und 80er-Jahren neben Künstlern wie Moebius, Jacques Tardi oder Schuiten/Peeters als Erneuerer der Comics. Seine Politparabeln aus jener Zeit sind klug, fantastisch und schwarzhumorig. Daran schließt die Science-Fiction-Trilogie „Alexander Nikopol“ an, die in einem faschistischen Frankreich angesiedelt ist. Der erste Band von 1980 erinnert noch sehr an Bilals Politthriller der 70er Jahre, die weiteren Bände von ‘86 und ‘93 verweisen stilistisch bereits auf Bilals Spätwerk, das sich u.a. durch weniger Text und Action, dafür mehr philosophische Exkurse auszeichnet (Carlsen). Anfang der 60er Jahre hat Harper Lee in ihrem einzigen Roman „Wer die Nachtigall stört...“ ihre Kindheitserinnerungen aus dem rassistischen Alabama der 30er Jahre veröffentlicht: Scout und Jem wachsen vergnügt als Kinder des alleinerziehenden Anwalts Atticus auf, bis ein Gerichtsfall den Rassismus aus den Bürgern der Kleinstadt kitzelt. Fred Fordham bleibt mit seiner Adaption eng am Original und lenkt nicht mit extravagantem Stil von der textreichen Geschichte ab, sondern stellt die soliden Zeichnungen ganz in den Dienst des Lesefluss‘ (Rowohlt).
„Super Mutant Magic Academy“ von Jillian Tamaki („Ein Sommer am See“) ist eine nerdige College-Serie, die als Onepager online erschien und nun als dicker Sammelband erscheint. Neben kleinen Zaubereien steht vor allem der Teenager-Alltag im Vordergrund. Skurril und intellektuell werden die Nöte der SchülerInnen durchleuchtet, wobei nicht immer jeder Gag zündet (Reprodukt). Jesse Jacobs entführt seine Leser an die abenteuerlichsten Orte: Mit „Safari Honeymoon“ ging es in einen mörderischen Urwald, mit dem gerade auf Deutsch erschienenen Band „Crawl Space“ geht es ins Unterbewusstsein. Ein paar Freundinnen tauchen nach der Schule in eine wilde, bunte Welt hab. Sie haben durch die Waschmaschinentür einen Weg in ein fantastisches Universum gefunden, das ihnen Leichtigkeit und Entspannung verschafft. Aber das Ganze gerät aus dem Ruder, als sich das rumspricht und sich einige Leute da unten nicht benehmen können. Jacobs‘ Drogen-Parabel ist visuell fantastisch umgesetzt und auch erzählerisch bei allem Irrsinn eine runde Sache (Rotopol).
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