Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28

12.557 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Foto: Tess Wortmann

Bilder aus der Verbotszone

15. Juni 2022

Fotoausstellung ,,Now you see me Moria’’ – Kunst 06/22

„Humans create the most ugly fences“ ist auf einem der Open-Call-Plakate zu lesen, die an den Wänden des vom grellen Tageslicht durchfluteten White Cubes in der Fotoausstellung „Now you see me Moria“ hängen. Nach einem Großbrand im griechischen Flüchtlingscamp Moria im Jahr 2020 wurde ein Großteil der Bewohner auf das Camp Kara Tepe, auch Moria 2 genannt, umgesiedelt. Dort herrscht eine absolute Verbotszone für Medienvertreter. Doch der afghanische Bewohner Amir sah sich gezwungen, die verheerenden und unwürdigen Lebenszustände in den Camps und an den EU-Außengrenzen der Außenwelt nicht vorzuenthalten und wurde selbst aktiv.

Amir, ein aus Afghanistan stammender 21-jähriger Mann, musste bereits in Moria auf der griechischen Insel Lesbos im sogenannten Hotspot-Lager der EU einige Jahre unter katastrophalen und verheerenden Bedingungen verbringen. Dort hielt er den grausamen Alltag und die tägliche Realität der zahlreichen Flüchtlinge mit seiner Handy-Kamera fest und veröffentlichte die Fotos auf Instagram und Facebook. Denn die Sichtbarkeit des Lagers sank drastisch, nachdem auch im Camp zwei Journalisten und Fotografen der Zugang verwehrt wurde. Dem entgegnete der 21-Jährige mit der Unterstützung von Noemi, einer Bildredakteurin aus den Niederlanden. Der weitere Sinn hinter Amirs Dokumentation, die seit 2021 von Designern aus aller Welt aufgegriffen und als Open-Call genutzt wurde, ist die Sichtbarmachung des verheerenden Problems, um die Lage zu verbessern und mit Slogans und Kontrasten auf den Plakaten auf die Verantwortung der EU zu verweisen. Die Aussagen, die in großer Schrift gedruckt auf den Fotos mal seitlich, mal horizontal zu lesen sind, sind so eindringlich wie widersprüchlich zugleich. Widersprüchlich im Verhältnis zu den wichtigsten Rechten eines jeden Individuums, denen sich Europa einmal verpflichtet und zugesichert hatte. „Why don’t we treat people as people“ oder „We crossed the sea to find ourselves in water again“ sind dabei nur einige wenige einfacher und demonstrativer Sätze, die das Problem fraglos übermitteln und beim Betrachter abermalig für Entsetzen sorgen.

Neben einigen der ausgestellten Open-Call-Plakate führt auch eine Diashow von Giorgio Morra mit dem Titel „Bad Game“ durch die Ausstellung, in der auf die prekären Lebensbedingungen geflüchteter Menschen entlang der EU-Außengrenzen aufmerksam gemacht wird.

Now you see me Moria | bis 24.6. | Michael Horbach Stiftung Köln | www.michael-horbach-stiftung.de

Christina Heimig

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Civil War

Lesen Sie dazu auch:

Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24

Neues aus der Kunstszene
Discovery Art Fair in Köln

Makroproteste in der Mikrowelt
Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24

Meisterinnen der Malerei
„Maestras“ im Arp Museum Rolandseck

Expansion in die Löwengasse
Kunstraum Grevy eröffnet Pop-Up-Store „Grevy Satellite“ – Kunst 02/24

Faszination für krumme Linien
Julja Schneider im Maternushaus – Kunstwandel 02/24

Ohne Filter
„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24

Augenöffner im Autohaus
„The Mystery of Banksy“ in Köln – Kunstwandel 12/23

„Das sind keine elitären Räume“
Künstlerin Rike Hoppse und Mitorganisatorin Lea Geraedts über die 18. KalkKunst – Interview 10/23

Seitwärts tickende Zukunft
Museum Ludwig zeigt „Über den Wert der Zeit“ – Kunst 09/23

Ein Leben lang im inneren Tod
Claire Morgan in der Galerie Karsten Greve – Kunstwandel 09/23

Schatten schlägt Licht
„Sommerwerke 2023“ in der Galerie Kunstraub99 – Kunstwandel 09/23

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!