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Die Paper Girls in der Zukunft
Foto: Vaughn; Chiang (Cross Cult)

Gestern, heute, morgen

26. Juni 2019

Zeitreisen – mal historisch, mal fantastisch – ComicKultur 07/19

Der 2015 verstorbene Manga-Pionier Shigeru Mizuki ist vor allem durch seine von Geisterwesen bevölkerte Serie „GeGeGe no Kitarō“ bekannt. Seinen Erfolg nutzte er Anfang der 70er Jahre um frei von Zwängen mit „Hitler“ einen biografischen und mit „Auf in den Heldentod!“ einen autobiografischen Manga über seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg zu realisieren. In beiden kombiniert er sehr realistische Momente mit dem plakativeren Mangastil, was zwischen Humor und großer Ernsthaftigkeit westliche Leser sicher irritiert, aber auch sehr faszinieren kann. Den Zweiten Weltkrieg hat auch Pascal Rabatés „Zusammenbruch“ zum Thema. Anders als Jacques Tardi ist es nur der kleine Ausschnitt kurz vor der französischen Kapitulation, von dem Rabaté an Hand eines versprengten und umherirrenden Soldaten erzählt. Auch hier mischen sich Humor und Drama, allerdings ist es eher der Sarkasmus der Figuren, die Komik ins tragische Geschehen bringen (alle Reprodukt).

Das überbordende Zeitreise-Abenteuer um die „Paper Girls“ von Brian K. Vaughn und Cliff Chiang wird mit dem vierten und fünften Band immer verwirrender. Nicht nur die Teenie-Girls, die von Vorzeit über Zukunft in die Gegenwart reisen, haben den Überblick verloren, sondern sicher auch mancher Leser. Das macht aber nichts, weil die Jagd durch die Zeit so überaus fantasievoll, absurd und komisch und dann auch wieder dramatisch und berührend ist, dass Logik nur ein Nebenaspekt der Faszination wäre (Cross Cult).

Es ist nur allzu naheliegend, dass die Geschichte von Walt Disney und seinem Bruder Roy als Comic erzählt wird. Mit „The Moneyman“ erzählt Alessio de Santa auf 160 Seiten deren Leben und Karriere vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Tod der Brüder. Akribisch, mit Sicherheit aber auch mit kreativen Freiräumen, erzählt Santa von Walt Disneys Vision und Roys unterstützender Kraft im Hintergrund (Knesebeck) „It had to be you“ sieht auch erst mal aus wie Spaß für die ganze Familie, ist aber ein sehr böses Heftchen von Nick Edwards, das von der Liebe einer rundgesichtigen Langnase zu einem raupenähnlichen Ekelpaket erzählt, die auf unfruchtbaren Boden fällt und ersterem zunehmend zusetzt – auch körperlich. Ein wahrlich abgründiges Werk (Rotopol).

Christian Meyer-Pröpstl

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