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Im Datenloch: „Bug“ von Enki Bilal
Bild: Carlsen

Dunkle Zeiten

11. März 2020

Von griechischer Mythologie zur dystopischen Science Fiction – ComicKultur 03/20

Der französische Altmeister Enki Bilal war gerade mit den zwei opulenten Sammelbänden „Alexander Nikopol“ und „Monster“ mit Alben aus den Jahren 1981 bis 2007 medial präsent. Seine neue Reihe „Bug“ ist auch schon beim zweiten Band angelangt: In der hochdigitalisierten Zukunft wird plötzlich alles Digitale verschluckt: Internet, Verkehrssteuerung, Kommunikation, Implantate. Aus unbekanntem Grund scheint ein Astronaut im All zur gleichen Zeit alles Digitale in sich aufgenommen zu haben. Während die Welt im Chaos versinkt, versuchen unterschiedliche Kräfte, diesen Mann zu finden. Bilal hat seine faszinierende Prämisse in eine Familiengeschichte eingebettet, die sein dystopisches Szenarium in schlierenden Kreidezeichnungen mit einem Kern aus menschlichen Beziehungen unterfüttert (Carlsen).

Büke Schwarz erzählt in ihrem semi-autobiografischen Debüt „Jein“ von Elâ, einer deutsch-türkische Künstlerin, die an einer Gruppenausstellung arbeitet. Eigentlich sieht sie sich nicht als explizit politische Künstlerin, und ihre türkischen Wurzeln sind ihr auch nicht sonderlich wichtig. Aber als die Vernissage näher rückt und zugleich ein Referendum in der Türkei Erdogan viel mehr Macht und seinen Anhängern Auftrieb gibt, kommt Elâ nicht drumherum, Position zu beziehen. Schwungvoll und mit Humor erzählt Schwarz vom alltäglichen Künstlerleben, erzählt in surrealen Szenarien aber auch von Zweifeln und Ängsten. Ein sehr emotionales und überraschend elegant erzähltes Debüt (Jaja Verlag).

In der von Isabel Kreitz herausgegebenen Reihe „Die Unheimlichen“ erzählt uns im sechsten Band Olivia Viehweg blutig von „Antigone“, die sie als willensstarke Frau mit moralischen Prinzipien zeigt. (Carlsen). Mit starken Mädchen hat uns auch die Serie „Paper Girls“ beglückt, die nun mit dem sechsten Band ein furioses Finale erfährt. Brian K. Vaughn und Cliff Chiang haben ein humorvolles Zeitreise-Spektakel mit großartigen Role-Models erschaffen (Cross Cult). Anna Haifisch widmet sich in ihrem farbenprächtigen Kurzgeschichtenband „Schappi“ Künstlern und Sammlern, Politikern und anderen Gruppen und Einzelgängern – stets liebevoll in ihrem dann doch abgründigen Humor. Narrative Illustration in ganzseitigen, grellfarbigen Seiten mit Textunterschriften(Rotopol).

Christian Meyer-Pröpstl

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