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Foto aus dem Band „Rodina“ von Irina Ruppert (Peperoni Books)

Bilder schauen, Leinen fühlen

24. Januar 2013

Fotobücher zählen zu den Juwelen der Buchbranche – Textwelten 02/13

Man möchte sie anschauen, man möchte sie berühren und in ihnen lesen. Eine Flut von Fotobüchern in allen Formaten – für manche braucht man zwei Tische, um darin blättern zu können – strömt im März in das Forum für Fotografie in Köln. Aus 200 nominierten Büchern hat eine elfköpfige Jury den Deutschen Fotobuchpreis 2013 mit fünf Siegertiteln in Gold und 17 Titeln in Silber ermittelt.

Man muss ein Buch einmal in der Hand gehalten haben, um über seine Qualitäten entscheiden zu können. Deshalb braucht es diesen Preis. Im Forum für Fotografie hat man dazu alle Zeit der Welt und kann ohne Kaufzwang nach Herzenslust schmökern. Tatsächlich führt das Selbstverständnis ambitionierter Verleger wie etwa Hannes Wanderer von Peperoni Books in Berlin zu einer Fülle großartiger Publikationen. „Wir machen nur Bücher, die eine eigene Dramaturgie besitzen und einem Thema nachgehen. Im Zusammenspiel mit begleitenden Texten und Essays ergibt sich eine komplette Komposition“, sagt Hannes Wanderer.

Das Ergebnis seiner Bemühungen kann man zum Beispiel anhand des von Irina Ruppert veröffentlichten Bandes „Rodina“ betrachten und fühlen. Ein eher kleinformatiges Buch, das auf seinem Cover die Struktur von Japangras besitzt und Papiermuster russischer Tapeten enthält. Eine verführerisch-schlichte Gestaltung, die aber im engen Dialog mit Irina Rupperts Fotografien steht, die im Osten Europas entstanden sind. Aufnahmen, von denen ein starker Sog ausgeht. Die Bilder sind Teil einer Suche nach Heimat in den Portraits von Landschaften, Dörfern und den Haushalten auf dem Lande. Das Buch wird zu einem Objekt, in dem sich ein Lebensgefühl konzentriert.

Dazu ist eine umsichtige Gestaltung notwendig, die Auswahl, Format, Tempo und Verdichtung im Auge behält. „Das Buch verwandelt sich in gewissem Sinne in einen Film. In jedem Fall muss man jedoch zahlreiche Fertigkeiten besitzen, um es produzieren zu können“, erklärt Hannes Wanderer. So werden Fotobücher immer häufiger zu Spekulationsobjekten im Netz, da die eher kleinen Auflagen schnell vergriffen sind. Die Jury hat in diesem Jahr in der Breite ihrer Entscheidungen allerdings weniger die delikat gemachten Publikationen der kleineren Verlage prämiert, als vielmehr die Produktionen der etablierten Verlagshäuser.

Gleichwohl, unter den fünf Siegertiteln sind einige Juwelen. Bilder, in denen man verweilt, die so nahrhaft sind, dass man sie noch lange in der Erinnerung behält, liefert etwa der Finne Pentti Sammallahti in den Landschaften von „Hier weit entfernt“, die zumeist auf der Nordhalbkugel der Erde entstanden sind. Er selbst gestaltete das Buch für den Kehrer Verlag. Eine großartige Entdeckung stellt „Nostalgia“ dar: ein voluminöser Band mit Fotografien von Sergei Mikhailovich Prokudin-Gorskii, die um 1909 im Auftrag von Zar Nikolaus II. entstanden sind. Mit einem verblüffend modernen Blick dokumentieren die Aufnahmen Menschen und Landschaften Russlands in einer Breite, die in jedem Bild eine verborgene Geschichte vermuten lässt. Komponiert wurde das Buch vom Die Gestalten Verlag. Einen solchen Schatz zwischen zwei Buchdeckeln in der Hand zu halten ist alleine schon ein Erlebnis.

Thomas Linden

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