Sonntag, 28. April: In Bochum Maiabend-Kehraus, in Köln-Ehrenfeld die c/o Pop – und die Generation Z ist allgegenwärtig. Erst ein halbes Schock Stipendiaten von auswärts im Bus zum Bochumer Hbf. Der hält wegen des Mittelalter-Events heute woanders, aber die „Ansage“ (schauder) nimmt natürlich niemand wahr. Der Alte übernimmt („Bochum Hbf hier ‘raus!“), führt zum Hbf-Hintereingang und fühlt sich gut.
In Köln-Ehrenfeld angekommen, fremdelt dann er: Der achtsame Teil der Generation Z ist hier auf der Venloer Str. und in den Clubs unter sich. Das führt dazu, dass es beim vollen Konzert von Aka Kelzz im Yuca erst die animierende Anmoderation und einige Hin- und Rückversicherungen („Geht es uns allen gut?“ / „Sind wir gut drauf?“ / „Achten wir auf uns?“) lang dauert, bis die Musik beginnt.
Die allerdings ist hervorragend und verbindet scheinbar mühelos Alt (soweit anwesend) wie Jung. Aufgewachsen in Birmingham/UK und jetzt in Berlin lebend, erfuhr Kelzz Diskriminierung und Abwertung, unter anderem auch von einer Musiklehrerin, die ihr doch tatsächlich sagte, sie könne nicht singen. Wtf?!? (sinngemäß: „Was zur Hölle?“, Anm. d. Red.) Was wir im Yuca hören, hat ganz großen „Soul-Appeal“ und gesanglich Diva- und Starqualität. Die Musik dazu ist kein „Retro-Soul“, sondern übernimmt House-, R&B- und Hip-Hop-Elemente. Sehr tanzbar, sehr lässig, sehr fett. Im Sommer kommen Festival-Auftritte in England, im Herbst ein Album.
Kelzz Kollaborateur und Arrangeur Rafa Mura steht in Köln mit auf der Bühne und brilliert songdienlich an der E-Gitarre. Die anderen Instrumente und Sounds kommen (noch) vom Band. Der gut 40-minütige Auftritt umfasst dicht an dicht zehn Songs und eine Zugabe. Es fließt alles wunderbar ineinander, und zum Glück stimmt der Sound. Das wäre ja sonst auch ein Jammer bei dieser Stimme, die mich an die große Lianne LaHavas erinnert, andere Konzertgängerinnen an Erykah Badu.
Aka Kelzz Songs dienen der Selbstermächtigung und der Sichtbarkeit, handeln von mentaler Gesundheit und dem Kampf um wiederentdeckten Stolz. Als schwergewichtige, schwarze, non-binäre Person gibt Kelzz Performance ein Beispiel für Mut und wahre Stärke. „Mut zur Blamage“ nannte das dereinst Leo Kofler, der schon alt war, als der Alte aus dem Bus noch in seine Vorlesungen an der Bochumer Uni pilgerte. Es sei der einzige Mut, der zähle.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Show auch ohne Effekte
Ina Forsmann in Bonn
Duo statt Duell
Chris Hopkins & Jean-Baptiste Franc in Bonn
Auf der Slowdive-Welle
Pale Blue Eyes im MTC
Heftiger Herbstauftakt
Nach Open Air wieder volles Programm in Clubs und Hallen – Unterhaltungsmusik 09/24
Sommerloch? Nicht ganz ...
Volle Packung Drum‘n‘Bass, Indie, Tuareg-Blues und Black Metal – Unterhaltungsmusik 08/24
Fette Beats im Wohngebiet
Green Juice Festival 2024 in Bonn – Musik 07/24
Helldunkler Sommer
Fröhlich und finster lockt die Festivalzeit – Unterhaltungsmusik 07/24
Und der Tag wird gut
Suzan Köcher‘s Suprafon beim Bonner Museumsmeilenfest – Musik 06/24
Folklore-Crossover
Wundersame Mischungen im Konzert – Unterhaltungsmusik 06/24
An der Front: Sängerinnen
Post Punk neu arrangiert und interpretiert – Unterhaltungsmusik 05/24
Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24
In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24
Kein Bock auf Sitzkonzert
Mdou Moctar im Gebäude 9 – Musik 08/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Köln und Bochum – Musik 07/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Wie im Moment entstanden
Waxahatchee im Gebäude 9 – Musik 06/24
Sehnsucht nach Nähe
Nichtseattle im Bumann & Sohn – Musik 05/24
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24