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Autorin Helen FitzGerald
Foto: The Scotsman

Zwischen Party und Hölle

28. Februar 2013

Helen FitzGerald bietet Krimi-Überraschungen – Literatur 02/13

Nur noch weg. Die 18jährige Bronny will fort aus ihrer Heimat Australien und fort von ihrer Familie, in der es eine tückische Erbkrankheit gibt. Mit kaum mehr als den Kleidern auf dem Leib steigt sie in ein Flugzeug nach London. Das Geld reicht gerade für ein Hostel. Dort lernt sie einen jungen Mann kennen, der ihr einen Job besorgt, und mit ihrer Zimmergenossin – einem hübschen, männerversessenen Model – zieht Bronny bald in ein benachbartes Haus. Eigentlich ist es eine Hausbesetzung, denn das noch gut erhaltene Objekt steht leer, und so findet sich bald eine WG aus jungen Männern und Frauen zusammen, die gerne feiern, Dope rauchen und die Wochenenden mit Chips vor dem Fernseher verbringen.

Helen FitzGerald wählt eine unerwartete Exposition für ihren neuen Kriminalroman „Die dunkle Treppe“. Zumal sie Bronny aufmerksam bei ihren Bemühungen folgt, zum ersten Mal einen Mann ins Bett zu bekommen. Helen FitzGerald schildert uns Sex mit zwei Gesichtern, denn während oben lustvoll gekifft und geknutscht wird, glaubt Bronny immer wieder Geräusche aus dem Kellergeschoss zu hören. Dort spielt sich die dunkle Seite der Sexualität ab. Celia, eine junge Frau, Mutter zweier Kinder, ringt – nackt an einen Stuhl gefesselt – um ihr Leben. FitzGerald gelingt der schockartige Wechsel in die Unterwelt. Ein Mann hat Celia morgens beim Brötchenholen entführt und hält sie nun unerbittlich gefangen. Mit wenigen Sätzen zeichnet die Australierin ein markantes Profil von Celia, ihrem Kampf und ihren körperlichen Leiden. Plötzlich wird die Story ganz schnell. Das Sujet ist nicht neu, aber es funktioniert unter den Händen dieser routinierten Autorin, weil sie die Einsamkeit der Gefangenen vorstellbar macht. Auch wenn FitzGerald im Finale die Spannungsschraube überdreht, so gelingt es ihr doch, die Atmosphäre der eigentlich so freundlichen Londoner Vorstadtwelt effektvoll für ihre Story zu nutzen. Das Spiel zwischen Grauen und sinnlichem Realismus erzeugt eigene Regeln. Wer sich einmal von diesem Roman hat ködern lassen, muss immer wieder zur „dunklen Treppe“ zurück, um zu erfahren, welche Wendung die Schicksale der beiden Frauen nehmen.

Helen FitzGerald: Die dunkle Treppe | Deutsch von Steffen Jacobs | Galiani Berlin | 240 S., 16,99 Euro

Thomas Linden

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