Bekanntlich gibt es in der Konzertbranche ein Sommerloch. So ganz stimmt das aber nicht, denn was nicht indoor als Einzelkonzert stattfindet, kriegt man vor allem in ländlicheren Regionen zigfach als Festivals um die Ohren gehauen. In Köln aber auch: Am 10. August geht das Festival Stadt ohne Meer am Tanzbrunnen mit Blumengarten, Paula Hartmann u.a. über die Bühne. Am 17. findet im Odonien das Breakzone Festival mit Drum‘n‘Bass unterschiedlichster Art, aber auch House und Techno, Dubstep und Artverwandtem statt. Und am 31. gibt es in der Kantine das Summer Chill Out-Festival mit Ska, Reggae, Soul und Indie.
Es haben sich aber auch einzelne Konzerte in die Programme verirrt. Einige davon leider gleichzeitig am 20. August – man muss sich also schweren Herzens entscheiden, ob man z.B. ins Gebäude 9 zu Protomartyr aus Detroit gehen will, die seit gut zehn Jahren mit stoisch gleichbleibender Qualität das Feld zwischen Post- und Noise-Rock beackern, oder zu den Legenden der feministischen Riot Grrrl-Bewegung Sleater-Kinney im Bürgerhaus Stollwerk. Vielleicht steht man aber eher auf den verspielt-freundlichen Hip-Hop von Arrested Development, die in den frühen 1990er-Jahren im Zuge des positiven Afrozentrismus von Bands wie Jungle Brothers, De La Soul oder A Tribe Called Quest mit ihrem ruralen Klang kurz sehr erfolgreich waren und seit ihrer Wiedervereinigung unter der Ägide von Bandleader Speech weiterhin unzählige Alben produziert haben (20.8., Clubbahnhof Ehrenfeld). Oder man fühlt sich vom absurden Genremix der Japanerinnen von Broken by the Scream angezogen, die – wahrscheinlich inspiriert von den Kolleginnen von Babymetal – seit 2016 Metal, Screamo und lieblichen Japan-Pop miteinander verbinden (20.8., Carlswerk Victoria).
Zum Ende des Monats wird es terminlich wieder einfacher: Der nigerianische Gitarrist Mdou Moctar macht mit seiner Band Desert-Rock oder auch Tuareg-Blues, mit seinem neuen Album werden ihm nun auch Punk- und Hardcore-Einflüsse bescheinigt, der Afro-Background bleibt aber im Gesang stets präsent (27.8., Gebäude 9). Liturgy machen philosophischen Black Metal. Gegründet wurde die Band ursprünglich als Soloprojekt der Trans-Musikerin Hunter-Hunt Hendrix, die seit 2009 Black Metal kunst- und wirkungsvoll mit Post- und Math-Rock sowie Elektronik, experimentellen Elementen und Folklore kreuzt. Also genau das richtige für einen heißen Augustabend (29.8., 20 Uhr, Bumann & Sohn).
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