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Der Asche von Stereolab entstiegen: Cavern of Anti-Matter
Foto: Presse

Orient-Jazz, Neo-Kraut und Minimal-Legenden

25. August 2016

Street-Musiker, Wüstenrocker und Chanteusen betreten die Bühne – Unterhaltungsmusik 09/16

Inmitten des Männervereins Namens Grunge gab es schon vor den Riot Grrrls von Bikini Kill oder Sleater-Kinney eine Horde Mädchen, die dreckigen Rock 'n' Roll spielten. L7 zeigten Mudhoney, Nirvana, Pearl Jam und Co. wo der Hammer hängt. Ihr Song „Shitlist“ fand in Oliver Stones „Natural Born Killers“ Verwendung, in John Waters‘ „Serial Mum“ hatten sie einen Auftritt als Camel Lips. Nach langer Pause spielen sie jetzt wieder live (7.9., 20 Uhr, Live Music Hall). Der israelische Jazz-Bassist Avishai Cohen hat in den letzten zehn Jahren mit einem rhythmisch wie melodisch ungewöhnlichen Sound für Furore in der Jazzszene gesorgt. Cohen verwendet arabische und osteuropäische Einflüsse in seiner Musik und hat auch schon seinen wunderbaren Gesang beigesteuert. Sein neues Album „Into the Silence“, eine impressionistisch klingende Hommage an seinen Vater, ist deutlich ruhiger als die vorherigen Alben (11.9., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Als seine Band 16 Horsepower im Jahr 2001 eine Pause einlegte, hat David Eugene Edwards kurzfristig Woven Hand ins Leben gerufen. 15 Jahre und elf Alben später gibt es sie immer noch – während sich 16 Horsepower 2005 auflösten. Musikalisch wird das Americana-Erbe weitergetragen, doch mit ihrem letzten Album klingen sie rockiger und düsterer denn je und erinnern mit ihrem Wüstenrock teilweise sogar an 80er-Jahre-Bands wie Crime & the City Solution oder Savage Republic (12.9., 20.30 Uhr, Gebäude 9).

Die marokkanische Sängerin Oum mischt Jazzeinflüsse in ihre orientalische Folklore, mitunter tauchen auch rockige Elemente auf. Ihr sehr akustisches neues Album mit Oud, Kontrabass, Trompete und Percussion hat sie in einer Wüstenoase unter freiem Himmel aufgenommen, in Köln tritt sie unter dem weiten Dach der Philharmonie auf (15.9., 20 Uhr, Philharmonie Köln). Das Ensemble Musikfabrik widmet sich im September den amerikanischen Minimalisten der ersten Stunde: Gespielt werden zwei Filmmusiken von Morton Feldman zu Künstlerfilmen der Filmemacher Hans Namuth und Paul Falkenberg aus den 50er und 60er Jahren: „Jackson Pollock“ und „De Kooning“. Außerdem wird Steve Reichs „Radio Rewrite“ von 2012 interpretiert. Als Uraufführung wird „Richters Patterns“ von Markus Schmickler, eine Auftragsarbeit für Corinna Belz‘ gleichnamigen Film nach einer Idee von Gerhard Richter, gespielt. Der Kölner Komponist, der auch in popkulturellen Zusammenhängen bekannt ist, steuert Live-Elektronik zu den 18 Instrumentalisten hinzu (16.9., 20 Uhr, Philharmonie Köln).

Die Neokrautrocker Camera hatten bereits eine interessante Karriere als Street-Musiker in Berliner U-Bahnhöfen und Plätzen hinter sich, als sie ihre erste Platte veröffentlichten. Im August ist ihr drittes Album erschienen, das den treibenden Kraut-Beat mit Minimalmelodien vermengt (20.9., 20 Uhr, Tsunami). Françoiz Breut ist eine der beständigsten und spannendsten Persönlichkeiten des sogenannten Nouvelle Chanson. Zwar hat sie nur sechs Alben in den letzten zwanzig Jahren veröffentlicht, ihrem leicht spröden und experimentierfreudigen Stil ist sie aber immer treu geblieben (21.9., 20 Uhr, Clubbahnhof Ehrenfeld). Wie bei Camera ist natürlich auch bei Cavern of Anti-Matter Krautrock ein wichtiger Bezugspunkt, ist doch Stereolab-Gründer Tim Gane hier zusammen mit seinem alten Mitstreiter Joe Dilworth federführend. Den Kraut-Beat umschmeicheln sie mit poppigen und psychedelischen Sounds (30.9., 20.30 Uhr, Gewölbe).

Christian Meyer

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