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Drone-Metal als Ritual
Foto: 2019 Sunn O))) & Ronald Dick

Live und After-Life

18. Dezember 2019

Überirdische Reunionen und Rituale – Kompakt Disk 12/19

Ein neues Gang Starr-Album? Nach 16 Jahren? Wie das? Nicht nur haben Guru und DJ Premier vor Ewigkeiten ihr Duo aufgelöst, Ersterer ist auch 2010 gestorben. „One of the best yet“ basiert daher auf älterem Material aus dem Vermächtnis von Guru, das DJ Premier in guter alter Tradition mit seinen typischen, minimalistischen Beats unterlegt hat. Außerdem helfen alte Kollegen wie Q-Tip, Jeru the Damaja, Talib Kweli und einige andere, die goldenen Zeiten des 90er-Jahre-Hip-Hop auferstehen zu lassen. Der Nutzung von Gurus Vermächtnis war ein unschöner Rechtsstreit vorangegangen, der sich auf dem entspannten Album aber nicht als böser Virus eingeschlichen hat (Gang Starr Enterprises). Nicht mit Hip-Hop, aber mit R‘n‘B liebäugeln die Dirty Projectors schon sehr lange. Auf „Sing the Song“ gibt es acht artsy Indie-R‘n‘B-Stücke der Band mit ihren unnachahmlichen Vocal-Arrangements in neuen, bereits live getesteten Arrangements (Domino).

Einmal Katharsis mit Sunn O)))! Im Frühling erschien das neue Album „Life Metal“ des Drone-Duos mit einem abstrakten Cover, jetzt kommt begleitend „Pyroclast“ mit einer ähnlich farbigen Abstraktion als Cover – doch musikalisch verhält es sich genau andersherum. Während Ersteres komponiert erscheint, ist „Pyroclast“ das Ergebnis eines Rituals während der Aufnahmen zu „Life Metal“: Morgens und Abends hat Steve Albini die jeweils 11-minütigen Improvisationen der Band aufgenommen. Das Ergebnis ist roher, grober, grummeliger und auch düsterer (Southern Lord).

Auch Burial lotet die Weiten des Daseins in abstrakten Soundscapes aus. Wenn der Post Dubstep-Produzent nicht mit Beats operiert, überschreiten die Tracks schon mal die Zehn-Minuten-Marke. Es knistert, es dröhnt, als würde man direkt in den Ursprung von Allem blicken – magisch. „Tunes“ versammelt EP-Stücke aus den Jahren 2011 bis 2019 (Hyperdub). Wesentlich irdischer und weltlicher ist „Mogadisco“. Hinter dem Wortspiel verbirgt sich eine Compilation des verdienstvollen Frankfurter Labels Analog Africa, das zwölf Stücke aus Somalia aus den Jahren 1972 bis 1991 versammelt, die Soul, Funk, Disco und sogar Reggae mit Afro Beat und mitunter auch mit Arabesken verbindet.

Christian Meyer-Pröpstl

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