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Blick in die Kölner Buchhandlung
© Bittner, Foto: Baus

Kämpfen statt Klagen

01. November 2009

Fünf Buchhandlungen machen sich ihre schönen Bücher selbst - Literatur in NRW 11/09

Ob eine Sache gut ist, spürt man manchmal daran, dass sie sich gut anfühlt. Würde doch jeder Alltagsgegenstand mit soviel Geschmack und Sorgfalt hergestellt, wie dieser erste Band der neuen Edition 5 Plus. Schlank und leicht liegt er in der Hand, unter den Fingerspitzen fühlt man die geprägte Schrift und das Papier mit seinem feinen Waffelmuster. Auf dem Titel steht „Cowboys und Indianer“ und es handelt sich um eine Erzählung des Amerikaners Louis Begley. Mit ihr setzen fünf der besten Buchhandlungen Deutschlands ein Zeichen gegen das Gejammer der Branche über sinkende Verkäufe, lieblos gemachte Bücher, übermächtige Buchhandelsketten und den Abgesang der Buchkultur durch die elektronischen Medien. „Die Zeit, in der sich die Buchhändler versteckt haben, muss jetzt einmal vorbei sein. Wir wollen den Kollegen Mut machen, dass sie nicht einfach auf den schon so oft vorhergesagten Gnadenstoß warten, sondern selbstbewusster auftreten und sich daran erinnern, dass sie mit der schönsten Ware handeln, die es gibt“, meint Klaus Bittner.

Gemeinsam mit dem Kölner Buchhändler haben sich aus Hamburg die Buchhandlung Felix Jud, die Autorenbuchhandlung Berlin, die Buchhandlung Lehmkuhl aus München und die Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg gesagt: „Packen wir's an“. Nachdem sich die Feuilletons ein Jahr über das E-Book ausgelassen haben, kann jetzt wieder gelesen werden. Das ist die Botschaft, und die kommt nicht nur in klassisch-eleganter Aufmachung daher, sondern auch mit genau jenem Aroma dezenter Erotik, das so intelligent und belebend wirkt, dass man einfach mehr davon haben will. Begleys Geschichte erzählt von einem Schriftsteller, der sich an seine Jugendliebe zur Ehefrau eines älteren Freundes erinnert. Bei einem harmlosen Versteckspiel im Wald wirft er zufällig einen Blick auf ihre entblößten Brüste, ein Moment, der alles, was danach geschieht, in einem anderen Licht erscheinen lässt. Es ist ein zarter Text, eine Fingerübung, deren Leichtigkeit allerdings die Hand eines erfahrenen Erzählers verrät. Neben dem Buch versuchen die fünf Buchhändler, die sich programmatisch 5 Plus nennen, mit einem kleinen Literaturmagazin nachzulegen, das Leseempfehlungen, ein Interview mit dem Verleger Michael Naumann, ein Portrait des Wallstein Verlags und einen Essay von Rainer Groothuis über die Gestaltung schöner Bücher enthält. Außerdem liest Louis Begley in jeder der Buchhandlungen. Er war sofort für das Projekt gewonnen, sieht er doch mit Zorn, wie in New York die unabhängigen Verlage und Buchhandlungen gnadenlos verschwinden.

Mit dieser vielversprechend beginnenden Edition zeigen die fünf, dass Literatur etwas mit Lust zu tun hat, und dass man für die Kultur kämpfen muss, wenn man nicht in der Flut der Unterhaltungsprodukte untergehen will. Es lohnt sich, und es funktioniert.

Thomas Linden

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