Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.560 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Danielle de Picciotto und Alexander Hacke mit schwerelosen Wüstensounds
Foto: Tina Winkhaus

Individualisten und Grenzgänger

28. April 2016

Konzerte im Mai – Unterhaltungsmusik 05/16

Den Monatsanfang beherrscht das Musikfestival Acht Brücken (30.4.-10.5.). Nicht gerade Unterhaltungsmusik, zugegeben, vor allem bei dem Thema „Glaube und Musik“. Aber auch hier wird man auf der Suche nach pop-nahen Sounds fündig. Zum Beispiel bei der Minimal Music von Steve Reich. Dessen „Six Pianos“ wird von Pianisten wie Gregor Schwellenbach, Hauschka oder Brandt und Frick von dem Trio Brandt Brauer Frick aufgeführt, die alle zwischen E- und U-Musik wandern (3.5., 20 Uhr, Philharmonie). Auch Lubomyr Melnyk, gerne als schnellster Pianist der Gegenwart etikettiert, ist mit seiner ambienten Continuous Music vertreten. Er spielt höchstpersönlich die Uraufführung seines neuesten Stückes „For the three Kings“ (30.4., 23 Uhr, St. Aposteln). Und die New Yorker Avantgarde-Formation Zion80 aus dem Umfeld von John Zorns Label Tzadik verschmilzt jüdische Klezmer Musik mit Afrobeat (8.5., 20.30 Uhr, Stadtgarten).

Der Singer/Songwriter Adam Green hat nach „The Wrong Ferarri“ gerade seinen neuen Lowbudget-Film „Aladdin“ fertiggestellt. In dem modernen Pappmaché-Märchen thematisiert er den technischen Fortschritt, Repressionen durch die Regierung, Gier und Liebe. Auf Tour zeigt er den Film und gibt anschließend ein Konzert. Der Soundtrack des surrealen Werks ist poppiger und psychedelischer als seine sonstige Musik (7.5., 20 Uhr, Gebäude 9). Das Künstlerpaar Danielle de Picciotto (Crime & The City Solution) und Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) präsentiert sein aktuelles, in der Mojave-Wüste entstandenes Projekt „Perseverantia“. Entsprechend sandig klingt der meist instrumentale Wüstensoundtrack: psychedelische Soundscapes mit Drehleier, Harfe und Geige (13.5., 20 Uhr, Blue Shell). Auf den wunderbaren Namen Alte Sau hört Jens Rachuts (Dackelblut, Oma Hans, NRFB etc.) jüngstes Projekt. Ob der Name eine Anspielung darauf ist, dass der alte Punk für sein neuestes Projekt einige junge Damen um sich geschart hat? Musikalisch ist das alles jedenfalls über jeden Zweifel erhaben: Orgel-Punk mit Mädchenchor und Rachuts Sprechbrüll – sollte man gesehen und gehört haben (20.5., 20 Uhr, Tsunami).

Mit dem Kölner Filmemacher und Musiker Antonio de Luca, auch bekannt von dem Duo Colorist (mit dem er im Rahmen der Veranstaltung „Köln ist Kaput“ des Kaput-Magazins bereits am 29.4. neben Camp Inc. im Gold + Beton auftritt), könnte man wieder gut an Acht Brücken anknüpfen. Zum einen, weil die Referenzen in seiner Musik gleichermaßen an neutönerische Akademik wie an popkulturell hergeleitete Elektronik, Drones und Industrial gehen. Zum anderen, weil seine Synthese aus Elektronik, Akustik und oben genannten Polen nicht selten sakrale Wirkung hat. Oder nennen wir es ein Gefühl existentieller Tiefe mit wohldosiertem Pathos. Zum Albumrelease seines Debüts „Musik Wozu“ kommt er mit Quartett. Außerdem zu sehen und hören: die japanisch-französische Sound-Künstlerin Tomoko Sauvage mit einer Wasserschalen-Performance (26.5., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Die Waliser Musikerin Cate Le Bon lebt schon länger in L.A., doch ab und zu singt sie noch auf walisisch. Was zunächst merkwürdig klingt, passt dann aber doch zu ihrem fragil-quirligen Low-Fi-Pop, der ebenso an die Raincoats wie an Mary Timony (Helium) erinnert. Ihr neues Album „Crab Day“ bringt sie mit (31.5., 21 Uhr, King Georg).

Christian Meyer

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Fall Guy

Lesen Sie dazu auch:

Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24

In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24

Geschichtsträchtige Konzerte
Wandelbare Ikonen und perfekte Coverbands – Unterhaltungsmusik 04/24

Kleinode mit eingängigen Melodien
Danny Dziuk mit Trio in Köln

Von Zähnen und Schwänen
Schwergewichtige Sounds und debiler Humor – Unterhaltungsmusik 03/24

Musik mit und ohne Verkleidung
Trotz Karneval ist Platz für Konzerte in Köln – Unterhaltungsmusik 02/24

Wann durchstarten, wann aufhören?
Der Konzert-Januar läuft sich nur langsam warm – Unterhaltungsmusik 01/24

Kalte Klänge für kühle Zeiten
Kölner Subkultur und deutsche Popmusik – Unterhaltungsmusik 12/23

Musik fürs Seelenheil
Zarte Klänge für die kalte Jahreszeit – Unterhaltungsmusik 11/23

Die Briten kommen!
Sehr britischer Schnodder-Sound auf Kölner Bühnen – Unterhaltungsmusik 10/23

Zärtliche Zukunftssounds
Neue Konzert-Saison mit Heimatklängen – Unterhaltungsmusik 09/23

Im grellen Licht
Kölner Musiksommer mit Megaevents und kleinen Bühnen – Unterhaltungsmusik 07/23

Musik.

Hier erscheint die Aufforderung!