 
		Wie wundervoll das Leben sein kann, wenn man sich auf die Begegnung mit Menschen einer anderen Generation einlässt, zeigen zwei jüngst erschienene Bücher, die sich auf ihre jeweils eigene Weise mit dem Älterwerden beschäftigen.
Da ist zum Beispiel Tom, der Protagonist in Holger Brüns‘ „Vierzehn Tage“ (Verbrecher Verlag). Als Mittvierziger steckt er gerade mitten in einer Lebenskrise. In seiner melancholischen Stimmung fährt er mit dem Rad und der Bahn durch das sommerliche Berlin, geht schwimmen, schläft mit Männern, trinkt Bier, kifft, träumt und erinnert sich an alte Zeiten, als er noch politisch aktiv war.
Erst die zufällige Begegnung mit dem 20 Jahre jüngeren Spanier Jorge lässt Tom wieder aufblühen. Holger Brüns‘ Novelle ist nicht nur die einfühlsame Geschichte einer Sommerliebe zwischen zwei unterschiedlich alten Männern, an deren Ende der Protagonist einen Ausweg aus seiner Lebenskrise findet. Dem Autor ist mit seinem neuen Werk auch eine literarische Erkundung der Großstadt Berlin gelungen, bei der sich der Geruch von Gras wie eine Spur durch das gesamte Geschehen zieht.
In Thomas Montassers unterhaltsamem Roman „Eine himmlische Katastrophe“ (Insel Verlag) nimmt die Erzählung ebenfalls dank der berauschenden Wirkung von Cannabis an Fahrt auf. Im Mittelpunkt steht hier Louise, die von einem Gericht die Auflage erhalten hat, zwölf Wochen in einem Kloster zu verbringen. Sie zieht aus einem Pariser Vorort in ein Kloster im Burgund, in dem ihre Tante als eine von drei betagten Nonnen lebt. Die äußerst musikalischen Schwestern verdienen ihr Geld mit der Herstellung von Käse, doch die Geschäfte laufen nicht mehr. Ein Brief aus dem Vatikan verheißt nichts Gutes. Die Gemeinschaft soll aufgelöst werden.
Eine Idee muss her und Louise, die mit dem Leben in der Provinz nicht zurechtkommt, ist erfinderisch: Gemeinsam mit ihren Freunden organisiert sie Gigs für die drei Nonnen. Unter dem Namen „Ein göttlicher Harem“ touren sie durch Frankreich und werden berühmt. Das Gespann aus Jung und Alt beweist einmal mehr, dass die Wege des Herrn tatsächlich unergründlich sind. Der Autor hat für diese lesenswerte Geschichte des Miteinanders unterschiedlicher Generationen einen ganz eigenen Ton gefunden. Vom Stapel der Sommerlektüre ist auch dieses Buch nicht wegzudenken.
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