„Es ist an der Zeit, die Lücken im Bereich des zeitgenössischen Tanzes zu schließen. Zu lange herrscht bereits eine Realität vor, in der Tänzer:innen mit körperlichen Beeinträchtigungen von einer professionellen Ausbildung ausgeschlossen sind“, sagt Gustavo Fijalkow. Mit dem Projekt UNIque@dance der DIN A 13 tanzcompany sollen in den kommenden Jahren die Voraussetzungen geschaffen werden, um neue Regularien zu schaffen, die das Berufsbild „Tanz“ zugänglicher machen.
Als Projektleiter setzt sich Fijalkow für eine neue Denkart ein, die neben Künstler:innen auch Vertreter:innen der Politik sowie des Bildungssektors ansprechen soll. Abseits der architektonischen Barrieren gebe es vehemente inhaltliche Herausforderungen: „Die Legitimierung dessen, was als professioneller Tanz gesehen wird, sollte dringend erweitert werden. Der Tanz muss für Student:innen mit Behinderungen übersetzt werden. So wurden beispielsweise die Techniken des Balletts nur für Menschen mit bestimmten Körperlichkeiten entworfen und für andere nicht mitgedacht“, erklärt der promovierte Wissenschaftler für International Arts-Management.
Seit der letztjährigen Initiierung investierte das Team viel Zeit, um Überzeugungsarbeit an den Hochschulen oder auf dem Feld der finanziellen Förderung zu leisten. Kommunale Gelder sowie Landes- und Bundesmittel aus dem sogenannten „Tanzpakt“ sichern bisher die Tätigkeiten. Auch die Aktion Mensch beteiligt sich an den Aufwendungen. „Wir müssen aber dahin kommen, dass die Institutionen selbst Geld eruieren. Das sollte im 21. Jahrhundert eigentlich selbstverständlich sein“, meint Fijalkow.
Die ersten Früchte der Bemühungen offenbaren sich nun in einer Gasthörerschaft an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, die Erfahrungswerte produzieren soll. Im Zuge eines „Move-Tanks“ erfolgt Ende des Jahres zudem ein Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden. Darüber hinaus zeigt sich die Hessische Theaterakademie an einer Kooperation interessiert. Langfristig streben die Initiatoren ein Exzellenz-Forschungszentrum an, das sich mit den Fragestellungen des Sujets auseinandersetzt. Wahrnehmbare Verbesserungen für die Szene erwartet Fijalkow frühestens in fünf Jahren: „Wir sind Opfer der Situation, die wir verändern möchten. Momentan verwalten wir eher den Wandel.“
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