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Stephan Martin Meyer
Foto: Thomas Dahl

„Ich tauche beim Schreiben vollkommen ab“

14. Juli 2022

Schriftsteller Stephan Martin Meyer im Gespräch, Teil 2 – Interview 07/22

choices: Auch im 21. Jahrhundert werden schwule, lesbische oder queere Menschen aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert und verfolgt. Wie aufgeklärt und tolerant ist unsere Gesellschaft im Jahr 2022?

Stephan Martin Meyer: Es kommt sehr darauf an, wo du dich bewegst. Im Zentrum von Köln ist es beispielsweise sehr normal. Wenn man in die städtischen Randbereiche geht oder in die Provinz, dann sieht es da ganz anders aus. Die Ehe für alle ist natürlich ein Meilenstein. Es gibt nun endlich eine rechtliche Gleichstellung. Europäisch betrachtet bewegen wir uns aber nur im Mittelfeld der Aufklärung. Die Malteser und Spanier, aber vor allem die Niederländer und Skandinavier sind uns da Lichtjahre voraus. Es bleibt noch viel zu tun.

Welche Reaktionen haben Sie bisher von der Leserschaft Ihrer neuen Werke erfahren?

Die meisten Reaktionen auf die Bücher sind positiv. Die Zielgruppe ist jedoch recht divers. Viele sind vermutlich heterosexuelle Frauen, die auf schwule Romantik abfahren. Mir wird immer wieder gesagt, das sei sehr einfühlsam und sehr nah an den Figuren und deren Gefühlsleben geschrieben. Hervorgehoben wird auch, dass die Entwicklung der Stories aufgrund der Wendungen nicht voraussehbar ist. Vor einigen Monaten schrieb mir ein junger Mann, er hätte meine Bücher förmlich eingesogen und infolgedessen den Mut gehabt, sich als schwul zu outen. Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut.

Fühlen Sie sich darüber hinaus als Autor in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

Nicht wirklich. Ich stehe noch relativ am Anfang. Es braucht Zeit, bis das durchsickert und eine hohe Anstrengung an Marketing-Intensität. Ich beschäftige mich wahnsinnig viel damit. Wie schaffe ich es, mit meiner Marke wahrgenommen zu werden? Da spielen auch die Presseartikel eine Rolle. Ich glaube aber, dass dies alles nur eine Frage der Zeit ist.

Ihre Bücher erscheinen als Printausgabe im BoD-Verlag (Book on Demand), die digitalen Ausgaben  dagegen bei Kindle-Unlimited/Amazon. Warum ist das so?

Amazon ist zugänglicher für E-Book-Interessierte, doch das dortige Druckverfahren lässt zu wünschen übrig. Hier ist BoD qualitativ besser. 

Sie haben in den letzten sechs Monaten sechs Bücher veröffentlicht. Was treibt Sie an?

Ich würde gerne alle drei Monate ein Werk abschließen. Das ist theoretisch möglich, weil ich jeden Tag schreibe. Ich tauche beim Schreiben vollkommen ab und bin im Flow. Das ist ein tolles Gefühl. Und darüber hinaus möchte ich mit den GayStorys Vorbilder schaffen, an denen sich Menschen orientieren können. Die Leute schreiben mir, dass sie genau solche Bücher damals –  wann auch immer das war – gebraucht hätten. Das ist eine Bestätigung für mich, dass ich irgendwas richtig mache.

Wann erscheint das nächste Buch?

Der Plot für den neuen Roman steht. Ich arbeite noch an der Grobgestaltung.

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Interview: Thomas Dahl

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