Dieses Jahr findet die poetica 6, das Festival für Weltliteratur in Köln, unter der Prämisse „Widerstand. The Art of Resistance“ auch sein gedankliches Modell für eine freie Sicht der Poesie auf alles, was zu sehen und zu denken ist. Kurator der immer im Januar stattfindenden Dichter -Zusammenkunft ist in diesem Jahr der deutsche Schriftsteller Jan Wagner und der hat gleich aus drei Kontinenten Autoren zu öffentlichen Lesungen und Diskussionen eingeladen, darunter die Nobelpreisträgerin Herta Müller, Luljeta Lleshanaku aus Albanien und den Chinese Xi Chuan. Quer durch die Stadt finden die Veranstaltungen statt.
Der Festivalauftakt in der Aula der Universität thematisiert sofort das Wort „Resistenz“ aus dem Motto: Ein Wort, das grundsätzlich drei Bedeutungen hat. Es bezeichnet nicht nur den Härtegrad eines Gegenstands, auch den eines Lebewesens, dazu den Widerstand gegen eine Lage, einen Menschen, eine Gruppe von Menschen. Diskutiert wird, ob die Poesie gefestigt und autonom genug ist, all diesen Resistenzen zu trotzen, gegen einen flüchtigen Zeitgeist, gegen die allgegenwärtigen Ismen und auch gegen die drohenden Wolken am Horizont.
Denn Angriffen war sie stets ausgesetzt, als überflüssig oder fast schon degoutant betitelt. Der britische SchriftstellerThomas Love Peacock bezeichnete die Poesie 1820 als eine Art Kinderspielzeug, der man sich als Erwachsener entledigen sollte. Eine Streitschrift, die bis heute Widerstand generiert. Auch die Autoren der poetica denken über die zeitgenössische Rolle der Poesie in unserer unübersichtlich gewordenen Welt nach und wollen im Internationalen Kolleg Morphomata mögliche Verteidigungsstrategien ersinnen.
Am letzten Abend befinden sich die Dichterinnen und Dichter mit ihren doch sehr verschiedenen kulturellen Traditionen und Sprachklängen auf der Bühne des Kölner Schauspiels. „Anderer Leute Träume“ ist eine szenische Installation, die noch einmal zeigen will, wie nah Schönheit und Aufmüpfigkeit, Begehren und Aufbegehren beieinander liegen und dass es dabei keine Rolle spiele, ob ein direkter Bezug zum Aktuellen gesucht würde oder nicht.
Poetica 6 – Festival für Weltliteratur | 20. - 25.1. | div. Orte | 0221 470 14 33
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Dorf-Diorama
Urszula Honek im Literarischen Salon
Autor, Poet, Literaturfreund
Buchvorstellung in Köln
Annäherung an eine Mörderin
Prune Antoine liest in Bonn
Ein Meister des Taktgefühls
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ – Textwelten 05/25
Unglückliche Ehen
„Coast Road“ von Alan Murrin – Literatur 04/25
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25
Aus dem belagerten Sarajevo
„Nachtgäste“ von Nenad Veličković – Literatur 03/25
Der legendäre Anruf
Ismail Kadares Recherche über Stalin und Boris Pasternak – Textwelten 03/25
Internationales ABC
„A wie Biene“ von Ellen Heck – Vorlesung 02/25
Zwei Freunde
„Am Ende der Welt“ von Anna Desnitskaya – Vorlesung 02/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
„Schon immer für alle offen“
Marie Foulis von der Schreibwerkstatt Köln über den Umzug der Lesereihe Mit anderen Worten – Interview 03/25
Die Geschichte der Frau
Ein Schwung neuer feministischer Comics – ComicKultur 03/25