Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20

12.577 Beiträge zu
3.804 Filmen im Forum

Esther Kinsky
Foto: Heike Steinweg

Poesie der Erinnerung

13. April 2022

Esther Kinsky im Literaturhaus Köln – Lesung 04/22

Besonders herausragend sei ihre hochpoetische und außergewöhnliche Aufmerksamkeit, die sie Erdbewegungen, der Geologie sowie Flora und Fauna in ihren Werken widme. So beschreibt der Autor und Kritiker Paul Ingendaay die 1956 in Engelskirchen geborene Schriftstellerin Esther Kinsky, die mit dem diesjährigen Kleist-Preis ausgezeichnet wird. Dies geht auch aus ihrem neuen Roman „Rombo’’ hervor. „Rombo“, das bedeutet im Italienischen unter anderem „Donner“, „Groll“ und steht in diesem Zusammenhang für das verheerende Erdbeben aus dem Jahr 1976 im italienischen Friaul. Kinskys Roman erinnert an diese Katastrophe und resümiert die persönlichen Geschichten und Traumata einzelner Überlebender. Sieben Menschen, die das Unglück überlebten, erzählen von ihren Erinnerungen und ihrem Leben heute.

Die Autorin, die bislang nicht nur für ihre schriftstellerischen Arbeiten, sondern auch für ihre übersetzerischen Tätigkeiten bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, setzt sich in ihren Texten häufig mit dem Sehen von Zuständen, Tatsachen und Ereignissen auseinander und generiert daraus ihre Sprache, die sie dann zu Papier bringt. Die Themen um trauernde Personen und deren Hinterbliebene, den Sehnsuchtsort Italien und die Spurensuche des Vergangenen zwischen Bildern und Orten kennzeichneten bereits ihren 2018 veröffentlichten Roman „Hain“, der mit dem Literaturpreis auf der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Doch der Sehnsuchtsort Italien weicht in „Hain“ ebenso wie in „Rombo“ entgegen dichterisch romantisierender Vorstellungen einem Ort der Trauer und der Blässe. Dass dabei Kinskys präzise und differenzierte Sprache mit ihren zahlreichen übersetzerischen Arbeiten zu tun hat, liegt nahe, denn die Autorin – die am 27. April im Literaturhaus aus ihrem neuen Werk liest – beschreibt sich selbst als Vermittlerin zwischen Literaturen. Beide Sprachen stehen während dieses Prozesses für sie kongruent für zwei Welten, mit denen sie sich dezidiert auseinandersetzt.

Esther Kinsky: Rombo | 27.4. 19.30 Uhr | Literaturhaus Köln | www.literaturhaus-koeln.de

Christina Heimig

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Joker: Folie À Deux

Lesen Sie dazu auch:

Risse in der Lüneburger Heide
„Von Norden rollt ein Donner“ von Markus Thielemann – Literatur 10/24

Hedonismus und Trauerarbeit
Lange Nacht der italienischen Literatur im Comedia

Die Grenzen des Kinderstaats
Matias Riikonen in der Buchhandlung Bittner

Klassenbewusstsein und Popkultur
Stefanie Sargnagel liest im Gloria

Ende der Selbstbestimmung
Nora Bossong liest im Literaturhaus

Frauen gegen Frauen
Maria Pourchets Roman „Alle außer dir“ – Textwelten 10/24

Eine neue Tierethik
Maxi Obexer liest im Literaturhaus – Lesung 09/24

Wie geht Geld?
„Alles Money, oder was? – Von Aktien, Bitcoins und Zinsen“ von Christine Bortenlänger und Franz-Josef Leven – Vorlesung 09/24

Zerstörung eines Paradieses
„Wie ein wilder Gott“ von Gianfranco Calligarich – Literatur 09/24

Lektüre für alle Tage
Lydia Davis‘ Geschichtensammlung „Unsere Fremden“ – Textwelten 09/24

Reise durchs Eismeer
„Auf der Suche nach der geheimnisvollen Riesenqualle“ von Chloe Savage – Vorlesung 09/24

Schluss mit normativen Körperbildern
„Groß“ von Vashti Harrison – Vorlesung 08/24

Literatur.

Hier erscheint die Aufforderung!