Das Ungleichgewicht im Konzertkalender zwischen wenigen kleinen, mäßig besuchten Clubs und großen, ausverkauften Hallen hat sich ein wenig geradegerückt. Vielleicht ist die Preisspirale auch langsam überdreht oder die Fans merken, dass drei kleine Konzerte mitunter dreimal so toll sein können wie ein großes. Mit etwas Neugierde gibt es viel zu entdecken! Zum Beispiel den Avantgarde-Hip Hop von Shabazz Palaces. Nicht, dass der nagelneu ist – seit 2009 macht Ishmael Butler unter dem Namen Musik, angefangen hat er bereits in den frühen 90ern mit den Digable Planets. Der aktuelle Sound wirkt mit kontemplativen Raps und schwerem Old School Synthesizer extrem entspannt (2.2. 20 Uhr, Stadtgarten). Eher angespannt klingen A Place to Bury Strangers. Einziges permanentes Mitglied ist seit 20 Jahren Oliver Ackerman. Der Sound klingt nach Post Punk à la Joy Division gepaart mit dem noisigen Shoegaze der ganz frühen The Jesus and Mary Chain, psychedelischen Dissonanzen und einem tribalistischen Rhythmus. Das ist ein mächtiger Wall of Sound, den die Band veranstaltet, der der Ruf äußerst lauter Liveshows vorauseilt (9.2. 20 Uhr, Gebäude 9).
À propos The Jesus and Mary Chain: An dieser Stelle ein Lesetipp zu Bobby Gillespies eben erschienener Autobiografie „Tenement Kid“: Darin beschreibt der Musiker seine frühe Faszination für Punk, seine Anfänge bei The Jesus and Mary Chain, die Gründung von Primal Scream und den zweiten Sommer der Liebe mit britischem Rave. Mit dabei immer ein großes Mode- und Klassenbewusstsein, Drogen und Rock 'n' Roll (Heyne Hardcore). Auch eine Entdeckung Wert ist der fragile Sound der britischen Band Sorry, die gerade ihr zweites Album veröffentlicht hat – für alle, die den LoFi-Sound der 90er mögen (13.2. 20 Uhr, Bumann & Sohn). Primal Scream waren Brit Pop-Pioniere, Art Brut in den 00er-Jahren mit ihrem charismatischen, sprechsingenden Frontmann Eddie Argos ihre Kinder. Nun spielen sie ihr komplettes Debütalbum „Bang Bang Rock & Roll“ aus dem Jahr 2005 live (23.2. 20 Uhr, Gebäude 9). Audio88 & Yassin, zwei Ehrenmänner im deutschen Rapgame sind „Zurück in dem Game drin“. Gut so, denn antifaschistischer Rap mit trapigen Monsterbeats machen Kopf und Körper mächtig Spaß. Das Konzert am 1.3. ist fast ausverkauft, ein Zusatztermin ist nun für den 28.2. angesetzt (28.2. 20 Uhr, Gloria).
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