Es dürfte zumindest im deutschsprachigen Raum einmalig sein, dass für den parallelen Release eine Comicadaption zu einem Kinofilm beauftragt wird. Nun geschehen bei „Freibad“, der neuen Komödie von Doris Dörrie, die wohl von Paulina Stulins Debüt „Bei mir zuhause“ beeindruckt war. Der von Dörrie und den Autorinnen Karin Kaçi und Madeleine Fricke erarbeitete Stoff verhandelt aktuelle Themen im Feminismus, auch im Verhältnis zu arabischen Kulturen oder der Trans-Bewegung. Das Ganze findet unter teils heftigen Diskussionen in einem Frauenfreibad statt und lotet die verschiedenen Positionen aus. Stulin setzt den Stoff kurzweilig und in ihren typischen, malerisch anmutenden Farbzeichnungen um (Jaja Verlag).
Das hier wäre hingegen eine Verfilmung wert: Nach zahlreichen Spin-Offs geht Jeff Lemires „Black Hammer“-Hauptstrang 20 Jahre später mit „Reborn 1“ um Lucy, die Tochter von Black Hammer, weiter. Sie ist inzwischen 40, hat zwei Kinder und ihre Karriere als Black Hammer aufgegeben. Doch jetzt holt sie und auch ihre Tochter die Geschichte ein. Mit der neuen Zeichnerin Caitlin Yarsky wagt Vielschreiber Lemire nicht nur permanente Zeitsprünge, sondern auch den Spagat zwischen Superheld:innen-Action und alltäglichen Problemen innerhalb der Familie. Es kann allerdings sein, dass einem ohne die Spin-Offs einige Anspielungen entgehen.
Auch ein Filmthema ist die von dem in den USA lebenden israelischen Zeichner Koren Shadmi realisierte Biografie „Lugosi – Aufstieg und Fall von Hollywoods Dracula“. Er zeichnet das Leben des berühmten Dracula-Darstellers Bela Lugosi nach, der zwischen Frauengeschichten, Drogenkonsum und zahlreichen B-Movies einen zwielichtigen Legendenstatus mit weitreichendem Einfluss auf die Popkultur entfaltete. Neben der detaillierten Lebensgeschichte liefert der Comic Einblicke in das damalige Studiosystem Hollywoods (Panini).
Und noch eine Comic Biografie: François Rivière und Philippe Wurm porträtieren mit „Edgar P. Jacobs – Träume und Apokalypsen“ den Erfinder der Comic-Reihe „Blake und Mortimer“ als Hommage an den ehemaligen Koloristen und Dekorzeichner von Hergé im Stil der Ligne Claire. Episodisch als Ritt durch die Jahrzehnte erzählt, verlangt der Band vom Leser einiges an Vorwissen, füllt die Lücken aber im Anhang mit einer Chronik und Biografien von Wegbegleitern.
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