Nicht zuletzt die Ergebnisse der Europawahl zeugen von einer tiefen Spaltung, die den Kontinent durchzieht: Ob in Fragen der europäischen Integration oder dem Klimaschutz – gesamteuropäische Lösungen liegen in weiter Ferne. Auch Adrian Kasnitz hat die Europawahlen aufmerksam verfolgt. Kasnitz ist kein Politiker, sondern in erster Linie umtriebiger Literaturenthusiast. Unter anderem betreibt er den Kölner Verlag Parasitenpresse und ist Gastgeber des Literaturklubs in der Wohngemeinschaft. Gemeinsam mit dem Integrationshaus, der Literaturzeitschrift KLiteratur und dem Kunts e.V. veranstaltet er nun im September das erste Europäische Literaturfestival Köln-Kalk.
„Die Idee eines europäischen Literaturfestivals ist auch als Reaktion auf die Europawahl entstanden. Denn Europa ist eben nicht nur auf Wahlen und Politik beschränkt, sondern hat viel mit Geschichten, mit Sprache zu tun“, erzählt er. Von Lettisch bis Griechisch, von Polnisch bis Türkisch. Acht Dichter aus Europa kommen im September in Kalk zusammen und tragen dort Gedichte in ihrer Landessprache vor, mit anschließender Übersetzung.
„Europa ist ein Ort der vielen Sprachen. Und Literatur, gerade Lyrik, bietet die Möglichkeit, Rhythmus und Klang anderer Sprachen kennenzulernen und nachzuempfinden“, so Kasnitz. Das Programmheft liest sich aber nicht nur international, sondern durchaus prominent: Aus der Türkei reist Nurduran Duman an, aus Norwegen Audun Mortensen. Am Freitag, den 6.9. um 18 Uhr startet das Programm abends mit der Auftaktvorlesung, bei denen alle Autoren auf dem Ottmar-Pohl-Platz zugegen sein werden (Eintritt frei). Samstag um 11 Uhr werden dann über den Tag verteilt kostenlose Lesungen an verschiedenen Orten in Kalk stattfinden, bevor es nachts für einen Abstecher nach Deutz in die Tanzfaktur geht. Den Abschluss bildet das gemeinsame Frühstück am Sonntag.
Neugier, Empathie und Austausch: Die Werte, die bei diesem literarischen Event im Vordergrund stehen, werden auf politischer Ebene noch viel zu selten realisiert.
Europäisches Literaturfestival Köln-Kalk | 6. - 8.9. | 0221 99 74 57 52
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