Ab dem 1. September ist es wieder soweit: Auf dem Ottmar-Pohl-Platz findet zum fünften Mal das Europäische Literaturfestival Köln-Kalk statt. Wie jedes Jahr steht das Festival unter dem Motto der Offenheit, utopischer Entwürfe sowie des europäischen Austauschs. Verstärkt widmen sich die Veranstalter:innen dieses Mal jedoch auch Flucht, Vertreibung und Leben im Exil. Wichtig ist den Kurator:innen dabei trotz der schwierigen Themen die Zugänglichkeit der Kunst. „Die Literatur versteckt sich nicht, sondern sitzt mitten im öffentlichen Raum“, erklärt Co-Kurator Jonas Linnebank. Der Austausch über die Kunst und der direkte Kontakt zu Kunstschaffenden soll somit ohne Hindernisse stattfinden können. Und der Dialog ist – dafür steht das eLk – essenzieller Bestandteil des Programms.
Und Gründe zum Gespräch gibt es genug: So bietet die Ausstellung „Pack deine Sachen“, welche das Festival begleitet und kontextualisiert, Einblicke in ukrainische Fluchterfahrungen. Zu sehen sind Gegenstände, die seit dem russischen Angriff, also seit der Annexion der Krim und der militärischen Interventionen der pro-russischen Separatisten im Donbass 2014, von ukrainischen Frauen nach Nordrhein-Westfalen gebracht wurden. Gegenstände, die sie aus einer vom Konflikt zerrütteten Heimat retten konnten. Auch die kurdische Autorin Meral Şimşek musste aus ihrer Heimat, der Türkei, fliehen. Aufgrund ihres Romans „Nar Lekesi“, welcher die systematische Ermordung von Kurden in der Türkei der 90er Jahre beleuchtet und ihrer Mitgliedschaft im Kurdischen P.E.N. Zentrum, wurde sie zu dreißig Jahren Haft verurteilt – und lebt mittlerweile im Exil in Berlin. Hier ist auch die gebürtige Israeli Asaf Dvori tätig, die sich für die Rechte von Student:innen mit Migrationshintergrund einsetzt und durch hebräische Poesie die Bedeutung der Muttersprache für die Identität erforscht. Beide Autorinnen sind bei dem eLk 2023 zu Gast.
Weitere Gäste des Festivals sind die ukrainische Schriftstellerin Kateryna Babkina, die botswanische Dichterin und Kuratorin Tjawangwa Dema, die in Curaçao geborene Lyrikerin Radna Fabias sowie der ex-ungarische queere Autor Mátyás Dunajcsik. Bereits am 30. August präsentiert das eLk zudem gemeinsam mit den Lichtspielen Kalk die Premiere von „Sieben Winter in Teheran“ über einen iranischen Justizskandal. „Das eLk ist bestrebt, eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung zu fördern, und stellt den freien Personen-, Literatur-, Sprachen- und Stimmenverkehr sowie die Aufenthaltsfreiheit auf dem Ottmar-Pohl-Platz in Kalk sicher“, versichert Co-Kuratorin Elizaveta Khan.
Europäisches Literaturfestival Köln-Kalk | 1. - 3.9. | Ottmar-Pohl-Platz Kalk | www.elk-festival.com
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