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Superheldin der Favelas: Márcia
Foto: Marcello Quintanilha, Carlsen

Quietschbunte Gewalt

01. Mai 2023

Von starken Frauen und korrupten Männern – ComicKultur 05/23

Quietschbunt ist nicht immer gleich lustig! „Hör nur, schöne Márcia“ von Marcello Quintanilha tritt den Beweis an: Die Krankenschwester Márcia lebt mit ihrem Freund Aluìso und ihrer Tochter Jaqueline in den Favelas von Rio de Janeiro. Letztere macht dem Paar große Sorgen. Nicht nur, weil sie sehr unfreundlich und aggressiv ist, sondern auch wegen ihres zwielichtigen, kleinkriminellen Freundes. Es kommt, wie es kommen muss, und die beliebte Márcia landet mitten in Gangrivalitäten. Nicht nur durch das sonnige Gemüt von Márcia und ihrem Freund, sondern auch durch die Farbgestaltung, wird das düstere Thema des neuen Comics des Brasilianers Quintanilha, 2022 als bestes Album des Jahres in Angoulême ausgezeichnet, abgefedert, aber in seinem Realismus nicht verwässert. Wie schon bei seinem Comic „Tungstênioeine“ (dt. 2017) fällt auch seine erst irritierende, dann bereichernde Brechung der linearen Erzählung auf (avant verlag).

Man könnte Márcia eine Superheldin nennen, Maja ist sicherlich eine. Die alleinerziehende Mutter nennt sich „M.o.M. – Mother of Madness“. Nach dem Tod der Adoptiveltern landet sie im Trailerpark, bekommt mit 19 einen Sohn und erkennt, dass ihre Periode bzw. die damit einhergehenden hormonellen Veränderungen nicht zu Scham, sondern zu Superkräften führen. Die braucht sie auch, um gegen eine Sekte von Menschenhändlern zu kämpfen … und als Feministin gegen den Machismo in der Gesellschaft. Emilia Clarke (Daenerys Targaryen in Game of Thrones) hat zusammen mit der Autorin Marguerite Bennett („Batwoman“) „M.o.M.“ geschrieben, ebenfalls quietschbunt gezeichnet hat den poppigen Superheldinnen-Comic Leila Leiz (Carlsen).

Ganz klassisch im dezenten Ligne Clair-Stil eines Hergès hat Erik Varekamp „Ich werde Präsident“, den ersten Band der Trilogie „Die Akte Kennedy“, gezeichnet. Das passt auch zeitlich zu der Familienbiografie, die die Kennedys von den 1930ern bis in die 1960er Jahre ins Visier nimmt und die der Autor Mick Peet mittels Übertreibung und leichten Verkürzungen in ein anderes, nicht immer ganz schmeichelhaftes Licht rückt: Dass Joseph P. Kennedy, Vater des zukünftigen Präsidenten John F., den Nazis gegenüber gar nicht so abgeneigt war, zeigt das Originalcover mit Hakenkreuzen, die in der deutschen Ausgabe allerdings eliminiert wurden (Carlsen).

Christian Meyer-Pröpstl

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