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Angela Steidele
Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag

Aufklärung neu gedacht

15. September 2022

Angela Steidele im Literaturhaus – Literatur 09/22

Aufklärung, das verbinden die meisten von uns mit einer Epoche in der europäischen Geschichte, in der die bis dahin gültige Vormachtstellung der Religion in Frage gestellt und der Grundstein für unser heutiges, modernes Zeitalter gelegt wurde. Als prägende Denker für dieses Zeitalter gelten unter anderem Immanuel Kant, Voltaire oder Jean-Jacques Rousseau. Dass Geschichte jedoch nicht alleine nur von Männern gemacht wird, zeigt die Kölner Autorin Angela Steidele in ihrem neuem Roman „Aufklärung“. Darin schreibt sie eine neue Geschichte der gleichnamigen Epoche – und zwar aus weiblicher Perspektive. Steideles Aufhänger: Dorothea Bach, die älteste Tochter von Johann Sebastian Bach, empört sich über die Biographie, die der Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched nach dem Tod seiner Frau Luise veröffentlicht. Bach beschließt deshalb kurzerhand, ihre eigenen Erinnerungen zu Papier zu bringen.

Steideles Roman liegt dabei die Annahme zugrunde, dass Aufklärung mehr ist als nur eine Epoche in der europäischen Geschichte: „Sie ist ein nie abgeschlossener Prozess“, so die Autorin in ihren Ausführungen über „Aufklärung“ auf dem Youtube-Kanal des Insel Verlags. Deshalb spiele ihr Roman zwar im Leipzig des 18. Jahrhunderts, handele aber eigentlich von unserer Gegenwart. Schließlich habe die Aufklärung bereits viele Jahrhunderte zuvor alle Fragen schon einmal durchgedacht, die auch für uns heute noch relevant seien: von der Rolle der Wissenschaften und Künste, von Freiheit, Verantwortung und politischer Teilhabe – bis hin zu künstlicher Intelligenz. „Vernünftig fragen, denken, und überdenken ist in unserem neoirrationalem Zeitalter notwendiger denn je“, sagt Steidele. Ihr Appell: Bevor uns Europa abermals „um die Ohren fliegt“, sei es höchste Zeit, die Aufklärung „neu zu denken“.

Der neue Roman der Kölner Autorin reiht sich daher gut in ihre bisherigen Werke ein: „Wissenschaftlich recherchieren – literarisch schreiben“, so beschreibt Steidele ihren Stil. Den entsprechenden Hintergrund dafür hat die 53-Jährige: Nach einem Studium der Kulturpädagogik in Hildesheim promovierte sie in Allgemeiner Literaturwissenschaft an der Universität Siegen. Im Zentrum ihres Schaffens steht dabei zumeist ein feministischer Blick auf die (Literatur)Geschichte, etwa in ihren Biographien von Adele Shopenhauer, Sybille Mertens und Catharina Linck.

Angela Steidele: Aufklärung | Mi 21.9. 19.30 | Literaturhaus Köln | www.literaturhaus-koeln.de

Marina Wudy

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