Zuhurs Töchter
Deutschland 2021, Laufzeit: 93 Min., FSK 12
Regie: Laurentia Genske, Robin Humboldt
>> www.camino-film.com/filme/zuhurstoechter/
Vielschichtige Dokumentation
Zwei Welten
„Zuhurs Töchter” von Laurentia Genske und Robin Humboldt
Gerade erst konnten wir im Dokumentarfilm „Trans – I Got Life“ sieben Menschen kennenlernen, die sich in ihrem angeborenen Körper unwohl fühlten und sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrem Leben für geschlechtsangleichende Operationen entschieden haben. Ähnliches gilt nun für die beiden Protagonistinnen im Dokumentarfilm „Zuhurs Töchter“ von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Die Sachlage wird hier aber noch einmal zusätzlich verkompliziert, denn die beiden in Syrien als Jungen zur Welt gekommenen Söhne Zuhurs entstammen einer traditionellen arabisch-muslimischen Familie. Diese war aufgrund des Krieges in Syrien nach Deutschland geflohen. Schon im Heimatland hatten Lohan und Samar, damals noch unter ihren Geburtsnamen Mahmoud und Amar, deutlich gemacht, dass sie Frauen in Männerkörpern sind. Auch angetrieben durch die Möglichkeiten und Freiheiten des deutschen Staates, begannen die beiden, sich nach der Flucht immer offensiver als Frauen zu schminken und zu kleiden, und sich auf diese Weise auch immer mehr von ihren Eltern abzugrenzen.
Zuhur und Talib lieben ihre beiden Kinder, können deren Entscheidungen zu geschlechtsangleichenden Operationen aber nicht nachvollziehen und halten diese für eine Sünde. Im Gegensatz zu „Trans – I Got Life“, der sehr stark auf seine Trans-ProtagonistInnen fokussierte, kommen hier auch immer mal wieder die Ansichten und Sorgen der Eltern zur Sprache. Die Ängste des Vaters, der insbesondere noch in Syrien um das Wohl seiner Familie fürchtete, falls Nachbarn von der Situation erfahren hätten, kann man dabei sehr gut nachvollziehen. Lohan und Samar beobachten die Filmemacher über einen längeren Zeitraum hinweg, begleiten sie bei Gängen zu Ämtern, Arztbesuchen oder gar bei der großen Operation selbst. Trotz eines gewissen selbstverliebten Auftretens kann man die beiden attraktiven Transfrauen im Laufe des Films ins Herz schließen, da sie sich der Kamera auch öffnen und ihr seelisches Leid spürbar machen. Der geschickt montierte Film lässt die Bilder und die Personen für sich sprechen, so dass man als Zuschauer am Ende ein plastisches Bild von den unterschiedlichen Welten bekommt, die in dieser Familie aufeinandertreffen.
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