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von Werra
Schweiz/Deutschland 2002, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Werner Schweizer
Darsteller: Hardy Krüger

Franz von Werra war ein gefeierter Jagdflieger Nazi-Deutschlands und früher Held des Zweiten Weltkrieges, da es ihm als einzigem Deutschen gelang, aus britischer Kriegsgefangenschaft zu entkommen. Spannender und akribisch recherchierter Dokumentarfilm. Werner Schweizer hat sich die Aufgabe gestellt, das Leben des 1941 mit 27 Jahren auf mysteriöse Weise bei einem Einsatz über Holland ums Leben gekommenen Piloten so genau wie möglich nachzuerzählen. Aufgrund einer Fülle von Originalkorrespondenz und privater Fotoaufnahmen gelingt es dem Regisseur darüber hinaus, den Lebensweg von Franz? Schwester Emma Charlotte zu dokumentieren und das Wirrwarr sowohl um die leibliche als auch die Adoptivfamilie der Geschwister aufzuklären. Von Werras abenteuerliche Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager lieferte 1957 dem englischen Spielfilm "Einer kam durch? von Roy Ward Baker die Vorlage, Hardy Krüger spielte den ungewöhnlichen Helden. Gemeinsam mit Krüger, dem Mann, der Von Werra ein zweites Gesicht gegeben hat, begibt sich Schweizer auf die Spurensuche. Er befragt Zeitzeugen, überlebende Verwandte, aber auch Menschen, die an der Produktion von Bakers Film beteiligt waren. Auf diese Weise gelingt es ihm, "Einer kam durch? in seiner politischen, filmhistorischen und künstlerischen Bedeutung einzuordnen. Darüber hinaus liefert er dem geborenen Erzähler Hardy Krüger auch eine Plattform, seine eigene Position in der Nazizeit zu kommentieren und in Jugenderinnerungen zu schwelgen. Dabei entsteht ein durchaus zwiespältiges Bild des beliebten Weltenbummlers, der für die berechtigte Vorwürfe des Filmwissenschaftlers Dietrich Kuhlbrodt, "Einer kam durch" würde die Person Von Werra verharmlosen, regelrecht blind zu sein scheint. Auch in den Interviews mit Mitgefangenen von Werras offenbart sich immer wieder eine erschreckende faschistische Gesinnung. Der Zuschauer aber wird auf dramaturgisch ausgeklügelte Weise geführt und beginnt erst nach und nach in dem Piloten nicht nur einen verwegenen Abenteurer zu sehen, sondern auch seine nationalsozialistische Überzeugung, die ihn nicht zufällig zu einem Aushängeschild der NS-Politik machte, zu erkennen. Schweizers Film ist geradezu eine musterbildliche Dokumentation, die den unterschiedlichsten, mit dem Dokumentationsgegenstand in Verbindung stehenden Aspekten nachgeht und somit ein komplexes, in seinen Zusammenhängen verwurzeltes Gesamtbild dieses Menschen entwirft und trotz der Überfülle an Informationen nicht nur abwechslungsreich, sondern geradezu spannend inszeniert ist.

(Frank Brenner)

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