Trübe Wolken
Deutschland 2020, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Christian Schäfer
Darsteller: Jonas Holdenrieder, Devid Striesow, Valerie Stoll
>> salzgeber.de/truebewolken
Theatralisch-künstlerischer Debütfilm
Düstere Begebenheiten
„Trübe Wolken” von Christian Schäfer
Die ersten Bilder nach der Titeleinblendung von „Trübe Wolken“ erinnern sicherlich nicht von Ungefähr an den Look und die Stimmung der immens erfolgreichen deutschen Streamingserie „Dark“. Ein junger Mann läuft hier aus einem langen dunklen Tunnel in einen Wald hinein. Sowohl der Tunnel als auch der Wald werden im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine wichtige, düstere Rolle spielen. Und auch, dass das Langfilmdebüt von Christian Schäfer (Regie) und Glenn Büsing (Drehbuch) an einem deutschen Gymnasium in einem eher ländlich-traditionell geprägten Raum angesiedelt ist, gemahnt an „Dark“. Im Mittelpunkt steht hier der knapp 18jährige Paul (Jonas Holdenrieder), der in einer wohlbehüteten Familie mit Vater (Peter Jordan), Stiefmutter (Claudia Geisler-Bading) und jüngerem Bruder (Aurel Klug) aufwächst. In der Schule ist er eher ein Außenseiter, der zwar in diversen Vereinen und Kursen mit dabei ist, trotzdem aber nirgendwo so richtig dazuzugehören scheint. Der neue Mitschüler David (Valentino Fortuzzi) erregt Pauls Aufmerksamkeit, wahrscheinlich auch deswegen, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt und alles offen anspricht. Auch Dala Brünne (Valerie Stoll) fasziniert den jungen Einzelgänger, und nachdem Praktikumslehrer Bulwer (Devid Striesow) von Paul ein Notizbuch konfisziert und der gesamten Klasse ein Gedicht daraus vorliest, scheint auch Dalas Interesse an dem jungen Mann geweckt.
Obwohl Paul in „Trübe Wolken“ in fast jeder Szene präsent ist, bleibt er auf weite Strecken vollkommen unnahbar. Man weiß als Zuschauer kaum, was in ihm vorgeht und was er über seine Mitmenschen denkt, weswegen er diese auch immer wieder vor den Kopf stößt. Von den Filmemachern ist das natürlich beabsichtigt, zumal es zur mysteriösen Grundstimmung des Films beiträgt, ebenso wie der fragmentarische Aufbau, bei dem Szenen unvermittelt abbrechen und einzelne Sequenzen scheinbar zusammenhanglos aneinander montiert sind. Mit solchen Stilelementen und einem theatralisch-künstlerischen Anstrich verbeugen sich die Langfilmdebütanten auch vor den Werken der Berliner Schule, die sie in Interviews als Inspirationsquelle angeben. Wer ein Faible für verkopftes Kino hat und beim Filmeschauen seiner Imagination gerne freien Lauf lässt, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Alle anderen dürften es eher schwer haben, aus den Geschehnissen schlau zu werden.
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