Suburbicon
USA 2017, Laufzeit: 105 Min., FSK 16
Regie: George Clooney
Darsteller: Matt Damon, Julianne Moore, Oscar Isaac
>> www.suburbicon-film.de
Wildes, tragikomisches Rassisten-Drama
Wütendes Popcornkino
„Suburbicon“ von George Clooney
Levittown, Pennsylvania, im Jahr 1957. Eine Siedlung aus dem Reißbrett: Häuser mit Vorgärten, die der amerikanischen Mittelklasse ein unbesorgtes, idyllische Heim schenken sollen. Da passt es gar nicht, dass ein afroamerikanisches Paar einzieht. Sie sind die ersten Farbigen in der Siedlung, und schon bald formiert sich der Mob. Der rassistische Übergriff hat sich tatsächlich zugetragen, und knapp 60 Jahre später will George Clooney ein Drehbuch daraus stricken. Und weil das Thema aktueller nicht sein kann und Clooney ein politisch engagierter Bürger ist, will er einen „wütenden Film“ inszenieren. Während er daran schreibt, erinnert er sich an ein Script der Coen-Brüder namens „Suburbicon“, das ihm die Filmemacher 1999 geschickt hatten. Auch ihre Geschichte spielt in einem solchen Vorort. Nur erzählt sie nicht von rassistischen Vorgängen, sondern von einer heilen Familie, in der sich Abgründe auftun. Und die erinnern spürbar an „Fargo“, den die Coens 1996 inszenierten: Ein Familienvater engagiert Kriminelle, plant den Versicherungsbetrug – und alles geht schief. Krank, blutig, bitterbös. Grandios. Nur: Coen und Clooney – passt das zusammen?
Ja, findet George Clooney. Nein, finden wir. Denn wir sehen zwei Filme: Ein wütendes Mahnmal gegen Rassismus und einen schwarzhumorigen Krimi. Clooney sieht rot, versucht aber zugleich, dabei zu zwinkern. Und das geht so: Gardner (Matt Damon) lebt zusammen mit seiner Frau Rose (Julianne Moore) und dem kleinen Sohn Louis in der Vorstadtsiedlung Suburbicon. Eines Nachts aber brechen zwei Gauner ein, nehmen die Familie als Geisel und betäuben sie. Ira stirbt an den Folgen, doch schon bald gesellt sich Roses Zwillingsschwester Margaret (Julianne Moore) dazu, der der Papa wenig später im Keller mit dem Tischtennisschläger genüsslich den Popo versohlt. George Clooney erzählt das aus der Sicht des Jungen. Und der ist es auch, der die Verbindung zu Handlungsstrang Nummer zwei herstellt: Nebenan nämlich zieht eine afroamerikanische Familie ein. Auch die haben einen Sohn in Louis‘ Alter. Und die beiden Jungs kommen gut miteinander klar, während sich Widerstand in der Siedlung formiert und den neuen Nachbarn das Leben zur Hölle macht.
Hüben absurdes Theater, drüben tragische Eskalation. Hier fiktive Clownerie, dort faktenbasiertes Drama. Damit tut Clooney beiden Ansätzen keinen Gefallen. Und das ist bedauerlich, denn handwerklich stimmt hier alles: Die Kamera schwelgt trefflich pittoresk verklärt im 50er Jahre-Postkarten-Idyll, Alexandre Desplat legt einen Soundtrack darüber, der swingt und sich vor den Vorbildern verneigt, indem er die Kinokrimis der Zeit zitiert und die Entgleisungen des Familienvaters immer eine Spur zu melodramatisch kommentiert. Damit ist das Handwerk große Satire – und die Satire wäre das rechte Mittel gewesen, Clooneys Wut und Augenzwinkern unter einen Hut zu bringen. Doch er fährt narrativ zweigleisig. Zwar schafft er den Bezug, indem er den Hass idiotischer Wutbürger gegen eine unschuldige Familie entbrennen lässt, während nebenan wahre Schuldige wüten. Doch reicht dies bloß für eine stimmige Metapher in einem unstimmigen Gewand.
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24