Slow - Langsam ist das neue Schnell
D 2013, Laufzeit: 86 Min., FSK 0
Regie: Sascha Seifert
>> www.slowthefilm.com
Esoterische Reise in die Langsamkeit
Schnecken á la Buddha
„Slow“ von Sascha Seifert
Zuerst einmal sollte man voranschicken, dass „Slow“ weder ein Dokumentarfilm ist über Schnecken noch eine philosophische Auseinandersetzung mit deren ausgebremster Erlebniswelt. Nein, „Slow“ ist nichts weiter als ein abendfüllender, meditativer Clip mit Schnecken. Folglich heißt das Werk auch nicht „Snail“, sondern „Slow“.
Regisseur Sascha Seifert nähert sich den heimischen Weichtieren als Esoteriker, nicht als Naturforscher. Dafür unterlegt er seine cineastische Diashow mit instrumentellen Liedermacher- und psychedelischen Elektro-Arrangements und blendet Zitate des 1926 geborenen, vietnamesischen Buddhisten Thich Nhat Hanh ein. Texteinblendungen wie: „Atme. Alles wird gut“, „Lächle“ oder „Leben ist Inter-Sein“ werden allesamt mit einem zweifach tönenden Gong eingeleitet, der Pause und Übergang bildet zum nächsten Schneckenmotiv. Seifert inszeniert assoziativ und sucht dabei nicht vorrangig einen Spannungsbogen. Vielleicht gehört die Vermeidung desselben gar zum dramaturgischen Konzept: Sämtliche Zitate sind prinzipiell untereinander austauschbar – ebenso die Filmbilder insgesamt.
Seifert lädt ein zur cineastischen Einkehr, das ausgebremste Tempo der Schnecken bietet ihm dazu die visuelle Entsprechung. Im Umkehrschluss geht es Seifert dabei streng genommen gar nicht um Schnecken. Dafür interessiert sich die Kamera zu wenig für alternative Details, vermittelt nichts Lehrreiches und setzt zu sehr auf Wiederholungen immer gleicher Perspektiven: Speisende Schnecken, wandernde Schnecken, Schnecken, die akrobatisch Äste erklimmen, scheinbar willkürlich montiert und abgespielt in Echtzeit, Zeitraffer – und sogar auch mal völlig unvermutet in Zeitlupe. Dazwischen: Eindrücke von Flora und Fauna, Insekten, Amphibien, Rattenkadaver. Die Willkür in der Inszenierung ließe sich unterm Strich auch auf das Gesamtkonzept übertragen: Selbst die Tiere erscheinen austauschbar durch andere Zeitgenossen, die ein ähnliches Tempo vorleben. Ohne Weiteres hätte man für diese Produktion auch Quallen, Regenwürmer oder Faultiere casten können.
Wer sich am Ende auf diese esoterische Reise in die Langsamkeit einlässt und aus der entschleunigten Bilder- und Zitatenfolge Erleuchtung zu gewinnen vermag, der wird dabei immer wieder von wirklich prächtigen visuellen Eindrücken aus der Schneckenwelt belohnt, die Seifert allesamt auf einem Streifzug durch den Stadtwald von Stuttgart eingefangen hat.
(Hartmut Ernst)
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